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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 71<br />

mal pro Jahr ihre Arbeitsstelle. Die Volatilität der Beschäftigung ist in Kleinbetrieben<br />

erfahrungsgemäß deutlich höher als in Großbetrieben. Die Situation in handwerklichen<br />

Kleinunternehmen dürfte sich hier nicht von der in nichthandwerklichen KMU unterscheiden.<br />

Job-Tunover findet in jeder Phase des Konjunkturprozesses statt. Das konservative<br />

Beschäftigungsverhalten der Kleinunternehmer dürfte, so unsere Hypothese, nun<br />

genau dahin führen, dass in Rezessionszeiten Neueinstellungen bei entstehenden Vakanzen<br />

zögerlicher erfolgen und in Aufschwungphasen – wenn die Auftragslage besser<br />

ist – um so bereitwilliger.<br />

Hinzu tritt ein weiterer Faktor: Die Beschäftigungsbilanz der Handwerkswirtschaft setzt<br />

sich aus den Komponenten Nettobeschäftigungsentwicklung in am Markt etablierten<br />

Unternehmen, Beschäftigungsgewinne durch Neugründungen und Beschäftigungsverluste<br />

durch aus dem Markt ausscheidende Unternehmen zusammen. In konjunkturellen<br />

Schwächeperioden nehmen die mit den Marktaustritten verbundenen Beschäftigungsverluste<br />

zu und die Beschäftigungsgewinne in Gründungsunternehmen ab.<br />

Vor diesem Hintergrund wird die oben skizzierte Entwicklungstendenz des Aggregats<br />

Handwerksbeschäftigung im Konjunkturverlauf (vgl. Schaubild III-7) verständlich.<br />

Zwar ist die vornehmlich ökonomisch begründete Neigung vieler Handwerksbetriebe,<br />

Beschäftigte auch in konjunkturellen Abschwungphasen zu halten, bemerkenswert. Per<br />

saldo entwickelt sich die Beschäftigung im Gesamthandwerk jedoch eher prozyklisch.<br />

Das Handwerk war mithin nie ein Beschäftigungsstabilisator im konjunkturellen Prozess<br />

und die mittelständische Wirtschaft insgesamt war dies auch nicht.<br />

3. Handwerksentwicklung in den neunziger Jahren<br />

3.1. Die frühen neunziger Jahre:<br />

Aufschwung im Westen, Boom im Osten<br />

Das westdeutsche Handwerk hatte in den späten achtziger Jahren nicht nur vom Anziehen<br />

der Baunachfrage profitiert, die unter anderem Impulse von einer rasch zunehmenden<br />

Zuwanderung in die westlichen Bundesländer erhielt, sondern es hatte sich nach<br />

Öffnung der Grenze 1989 auch rasch und stark in den neuen Ländern engagiert; zunächst<br />

vor allem im östlichen Zonenrandgebiet, in der Folge aber auch weiter im ostdeutschen<br />

Landesinnern. 1993 allerdings war die seit 1986 andauernde längste Wachstumsphase<br />

des westdeutschen Handwerks nach der Wiederaufbauperiode (1948-1967)<br />

beendet. Die amtliche Handwerksberichterstattung verzeichnete im Rezessionsjahr 1993<br />

37 Der hier angesprochene normale Job-Turnover dürfte derzeit zwischen 15 und 20 % der Erwerbstätigen<br />

liegen, d.h. 15-20 % aller Erwerbstätigen wechseln mindestens einmal pro Jahr ihre Arbeitsstelle.<br />

Die Volatilität der Beschäftigung ist in Kleinbetrieben erfahrungsgemäß deutlich höher als in<br />

Großbetrieben. Die Situation in handwerklichen Kleinunternehmen dürfte sich hier nicht von der in<br />

nichthandwerklichen KMU unterscheiden. Die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit verzeichnete im Jahre 2002<br />

7,4 Mill. Zugänge in die Arbeitslosigkeit und 7,2 Mill. (das sind 19,6 % der Erwerbstätigen) Abgänge<br />

aus dieser. Ein erheblicher Teil der Arbeitslosen dürfte sich zwar zwei- und mehrmals im Laufe<br />

eines Jahres als arbeitslos gemeldet haben. Zugleich wechseln aber auch viele Arbeitnehmer ihre Arbeitsstelle,<br />

ohne dabei in der Arbeitslosenstatistik aufzutauchen.

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