10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 55<br />

Die unten zu besprechende aktuelle Handwerkskrise ist vor dem Hintergrund der langfristigen<br />

Entwicklung also keineswegs ein singuläres Ereignis oder schon ein sicheres<br />

Indiz <strong>für</strong> eine Trendwende in der langfristigen Entwicklung des westdeutschen Handwerks.<br />

Von einem Trendbruch in der Entwicklung des westdeutschen Handwerks kann<br />

kaum gesprochen werden, denn im Ganzen sah die relative Performance des Handwerks<br />

in den siebziger und achtziger Jahren kaum besser aus als in den neunziger Jahren.<br />

Wenn von einer „Abkopplung“ des Handwerks von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

gesprochen werden kann, dann hat diese nicht in den späten neunziger Jahren,<br />

sondern bereits in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre stattgefunden.<br />

Man sollte allerdings mit dem Terminus „Abkopplung des Handwerks“ von der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung vorsichtig umgehen und Dramatisierungen vermeiden.<br />

Die Entwicklung der Aggregate der VGR erklärt sich stets aus dem Zusammenspiel<br />

zumeist recht unterschiedlicher Entwicklungen der Teilbereiche der Volkswirtschaft.<br />

Es ist seit jeher eine normale Begleiterscheinung des sektoralen Strukturwandels,<br />

dass sich einige Wirtschaftssektoren im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlich,<br />

andere aber unterdurchschnittlich entwickeln.<br />

Ein großer (institutionell definierter) branchenübergreifender Wirtschaftsbereich wie<br />

das Handwerk wird durch die fast niemals im Gleichklang verlaufenden Entwicklungen<br />

seiner sektoralen Segmente bestimmt. Diejenigen Wirtschaftssektoren, welche die<br />

volkswirtschaftliche Dynamik der westdeutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten<br />

vor allem getragen haben, sind im deutschen Handwerk schon seit Ende der<br />

Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg unterdurchschnittlich präsent. Und<br />

diese Präsenz erklärt sich in den meisten Fällen auch nur aufgrund der Eigentümlichkeiten<br />

des deutschen Handwerksrechts, welches die Unternehmen, welche sich von ihrem<br />

eigentlichen handwerklichen Betätigungsfeld verabschieden, nicht zum „Austritt“ aus<br />

dem institutionell definierten Handwerk zwingt. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen<br />

handwerklichen Ursprungs in den Zweigen der heutigen „new economy“ 29<br />

noch weniger präsent sind als in den Zweigen, die in den zurückliegenden Jahrzehnten<br />

den technischen Fortschritt geprägt haben.<br />

2.4.2. Handwerksbeschäftigung versus gesamtwirtschaftliche Erwerbstätigkeit<br />

Der Vergleich des jährlichen Beschäftigungswachstums im westdeutschen Handwerk<br />

mit den Veränderungen der Zahl der Erwerbstätigen (vgl. Schaubild III-7) vermittelt<br />

auf den ersten Blick einen ähnlichen Eindruck wie der Outputvergleich. Allerdings fallen<br />

die jährlichen Veränderungen der Beschäftigung sowohl in der Gesamtwirtschaft als<br />

auch im Handwerk weitaus geringer aus als diejenigen der Leistungsaggregate. Das<br />

erklärt sich daraus, dass konjunkturelle Schwankungen der Produktion selbst in den<br />

konjunktursensitivsten Bereichen der Investitionsgüterindustrie praktisch niemals in<br />

voller Stärke in einen Abbau bzw. Aufbau der Beschäftigung umgesetzt werden, da Ent-<br />

29 Im Rückblick hat jede Epoche des Industriezeitalters ihre eigene „new economy“, die jeweils durch<br />

die Wirtschaftszweige verkörpert wird, die an der Frontlinie des technischen Fortschritts stehen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!