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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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208 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

– Bei der beruflichen Weiter- und Fortbildung sind nicht nur im Betrieb stärkere Akzente<br />

in der professionellen Entwicklung zu setzen. In größeren Nicht-<br />

Handwerksbetrieben beispielsweise erfolgt die berufliche Fortbildung zunehmend<br />

im Rahmen eines Personalentwicklungsplanes, der die jeweiligen betriebsspezifischen<br />

Aufgabenfelder berücksichtigt und die zukünftigen Fachkräfte gezielt darauf<br />

vorbereitet. Hier besteht auch im Handwerk ein Bedarf an systematischer Integration<br />

der Aus- und Fortbildung in ein betriebliches Strategiekonzept.<br />

– In diesem Kontext sind auch den im Rahmen der europäischen Integration und Globalisierung<br />

wachsenden Anforderungen an Aus- und Weiterbildung Rechnung zu<br />

tragen, indem Fremdsprachen, Ausbildung in interkultureller Kompetenz sowie<br />

die Befähigung zur berufsbezogenen Kommunikation mit Kunden im Ausland geschult<br />

werden (Borch et al. 2003). Diese Aspekte der Ausbildung scheinen zunächst<br />

im Handwerk aufgrund seiner vorrangig lokalen oder nationalen Marktorientierung<br />

eine geringere Rolle zu spielen. Die internationale Orientierung der Ausbildung<br />

wird allerdings dort erforderlich, wo Handwerksbetriebe entweder selbst oder vermittelt<br />

über Zulieferfunktionen Auslandsbeziehungen haben.<br />

– Nichthandwerksspezifische Kenntnisse und Kompetenzen werden allerdings nicht<br />

nur <strong>für</strong> auslandsorientierte Gewerke zunehmend wichtiger, sondern <strong>für</strong> das gesamte<br />

Handwerk. Das sind nicht nur die oben bereits erwähnten sozialen Kompetenzen,<br />

wobei allerdings hier auch die berufspädagogischen Teile der Meisterausbildung<br />

angepasst werden müssten. Gefragt sind generell Kommunikationsfähigkeit und<br />

Kompetenzen im Umgang mit Kunden, die bislang eher sporadisch und freiwillig<br />

vermittelt werden, im Zuge der Bedeutungszunahme von dienstleistenden Funktionen<br />

auch im Handwerk eine wichtige Rolle spielen.<br />

– Schließlich muss die Meisterausbildung noch stärker Erkenntnisse der Management-<br />

und Gründungsforschung berücksichtigen, um zu einem zukunftsfähigen<br />

und –weisenden Konzept zu kommen. Schmidt/Kraus (2001: 154) verweisen zu<br />

Recht darauf, dass die Meisterausbildung mit Blick auf die in der Forschung diskutierten<br />

Erfolgsfaktoren einer Betriebsgründung mehr Kenntnisse in Controlling und<br />

Marketing vermitteln könnte.<br />

Die Ansätze, die <strong>für</strong> eine Modernisierung der Meisterprüfungsbilder vorliegen (Esser<br />

2002; Frohnhausen, Henning 1999), sind in angepasster Form auch auf die Gesellenprüfung<br />

zu übertragen. Es entspricht der Anforderung der Praxis in viel stärkerem Maße,<br />

wenn in der Ausbildung die Abwicklung eines Auftrages nicht in den Einzelteilen sondern<br />

als prozessualer ganzheitlicher Vorgang vermittelt wird. Freilich stellt eine solche<br />

Reform zusätzliche Anforderungen an die Prüfer und Prüfungsausschüsse, deren Zusammensetzung<br />

ebenfalls reformiert und den veränderten Ansprüchen gemäß angepasst<br />

werden müssen.<br />

Vor dem Hintergrund der möglichen, disparaten Entwicklungsszenarien <strong>für</strong> die einzelnen<br />

Gewerke (vgl. Kapitel VI) sind konkrete Prognosen der zukünftigen Qualifikations-

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