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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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512 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

ihrer Bewältigung im Interesse der gesamten Gesellschaft liegt ein Verdienst des<br />

Handwerks.<br />

Das geringe Prestige mancher Handwerksberufe (z.B. im Bausektor) ist keineswegs ein<br />

ganz neues Phänomen, sondern war schon vor 100 Jahren festzustellen. Neu ist allerdings,<br />

dass Mode- und Trendberufe heute so massiv außerhalb des Handwerks zu<br />

finden sind. Dies verwundert allerdings angesichts der geringen Präsenz des Handwerks<br />

in den technologisch führenden, den sektoralen Strukturwandel prägenden Sektoren<br />

nicht. Aktivitäten zur Verbesserung des Images handwerklicher Berufe sind sinnvoll<br />

und entsprechende Möglichkeiten bislang nicht vollkommen ausgeschöpft. Darüber<br />

sollten allerdings objektive Grenzen der Imageverbesserung handwerklicher Berufe –<br />

wachsender Abstand zu den „Trendsektoren“, Lohngefälle gegenüber der Industrie,<br />

vielerorts ungünstigere Arbeitsbedingungen als in nichthandwerklichen Bereichen –<br />

nicht aus dem Blick geraten.<br />

Das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bestehende historische Muster der intersektoralen<br />

Arbeitskräftewanderungen zwischen handwerlichen und nichthandwerklichen<br />

Wirtschaftsbereichen wird durch die technologische Entwicklung in der wissensbasierten<br />

Ökonomie zunehmend in Frage gestellt. Heute tut sich eine zunehmende Kluft zwischen<br />

den in der Wissensgesellschaft geforderten und den vom Handwerk angebotenen<br />

beruflichen Qualifikationen auf.<br />

Handwerksunternehmen partizipieren in einem nicht zu unterschätzenden Maße am<br />

volkswirtschaftlichen Innovationsprozess. Der Beitrag des Handwerks zum technischen<br />

Fortschritt besteht insgesamt eher in der Diffusion neuer Produkte, in der Beratung<br />

und in der praktischen Umsetzung industrieller Anwendungen vor Ort zu sehen ist.<br />

Dieser Befund schließt allerdings nicht aus, dass eine Reihe von Handwerksunternehmen<br />

hervorragende innovative Leistungen auf Basis eigener FuE-Anstrengungen erarbeitet<br />

hat.<br />

2.4. Die Marktentwicklung in ausgewählten Gewerken<br />

Der Strukturwandel im Handwerk auf sektoraler Ebene ist durch eine außerordentlich<br />

große Vielfalt geprägt und jeweils stark von den spezifischen branchenökonomischen<br />

Konstellationen abhängig. Pauschale Urteile über die Entwicklungstendenzen des<br />

Handwerks verbieten sich aus diesem Grunde.<br />

Das Bäckerhandwerk hat in jüngster Zeit unter dem Einfluss der Veränderungen der<br />

Lebensmitteltechnologie und der Backtechnik starke strukturelle Veränderungen auf<br />

betrieblicher und auf sektoraler Ebene erfahren. Die vor allem in den städtischen Zentren<br />

und Agglomerationsräumen stark fortgeschritttene Filialisierung ermöglicht eine<br />

zunehmende Unternehmenskonzentration bei gleichzeitiger dezentraler Leistungsbereitstellung.<br />

Zugleich gerät der vormals eindeutig handwerklich geprägte Markt zunehmend<br />

durch das Auftreten nicht-handwerklicher Anbieter in Bewegung, die hieran aufgrund

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