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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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86 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

reich der geringfügigen Beschäftigung, abgebaut. Die Beschäftigungsverluste gehen<br />

zum überwiegenden Teil auf das Konto der Gebäudereiniger. Gleiches trifft – wenn<br />

auch in geringerem Maße – auf die Konsumgüterhandwerke zu. Im Baugewerbe hingegen<br />

spielt die Teilzeitbeschäftigung im Allgemeinen und die geringfügige Beschäftigung<br />

im Besonderen nur eine relativ geringe Rolle. Eine Umrechnung der Teilzeitbeschäftigten<br />

auf Vollzeitäquivalente, die wegen fehlender Daten leider nicht möglich ist,<br />

würde den Beitrag des Bauhandwerks zum Beschäftigtenschwund sicher ähnlich groß<br />

erscheinen lassen wie denjenigen zu den Umsatzverlusten.<br />

Die Baukrise ist in erheblichem Maße auf die Entwicklung der Baunachfrage in Ostdeutschland<br />

und damit auch die wirtschaftspolitischen Modalitäten der Wiedervereinigung<br />

zurückzuführen. Die öffentlichen Bauinvestitionen sind dank des direkten und<br />

indirekten Engagements des Bundes in kurzer Zeit massiv stark gewachsen. Hiermit<br />

wurden die gröbsten Defizite der neuen Bundesländer im Bereich der materiellen Infrastruktur<br />

zumindest in Teilbereichen behoben – ein Prozess, der allerdings noch längst<br />

nicht abgeschlossen ist. Zugleich wurden private Investitionen im Wohnungsbau durch<br />

großzügige steuerliche Regelungen massiv gefördert. Der Wirtschaftsbau gewann im<br />

Zuge der Restrukturierung privatisierter Unternehmen, auch vielfach begünstigt durch<br />

staatliche Fördermaßnahmen rasch an Fahrt. Der Ausbau der Infrastruktur ist auch im<br />

Nachhinein völlig unumstritten. Gleiches trifft auf die Förderung gewerblicher Investitionen<br />

im Wirtschaftsbau zu, wenn auch mit Abstrichen. Auf herbe Kritik stoßen indessen<br />

heute die Konditionen der staatlichen Förderung des Wohnungsbaus in den neuen<br />

Bundesländern in den frühen neunziger Jahren (z.B. SVR 2002: 103-104).<br />

Der Bauboom in den neuen Ländern in den frühen neunziger Jahren hat zum Aufbau<br />

massiver – auf längere Sicht überschüssiger – Baukapazitäten geführt. Dies musste bei<br />

zunächst sinkenden, in der Folge negativen Zuwachsraten der Bauinvestitionen zu einer<br />

erheblichen Verschärfung des Wettbewerbsdrucks und in der Folge zum Marktaustritt<br />

vieler der neu gegründeten Unternehmen führen. Hiervon ist keineswegs nur das Baugewerbe<br />

der neuen Bundesländer betroffen, sondern auch in erheblichem Maße die<br />

Bauwirtschaft des früheren Bundesgebiets (Sinn 2003: 215:266).<br />

Zahlreiche westdeutsche Bauunternehmen, keineswegs nur der Bauindustrie, sondern<br />

auch des Bauhandwerks, hatten sich frühzeitig nach der marktwirtschaftlichen Öffnung<br />

durch Unternehmenskäufe oder Gründungen von Filialen im Osten engagiert. Dieser<br />

Prozess ist allerdings kaum statistisch präzis nachzuvollziehen. Unternehmensabhängigkeiten<br />

werden in der deutschen Handwerksstatistik ebenso wenig zuverlässig abgebildet<br />

wie in der Statistik des Verarbeitenden Gewerbes. Von den Einbrüchen der ostdeutschen<br />

Baunachfrage sind die in den alten Bundesländern beheimateten Unternehmen<br />

ebenso betroffen wie die genuin ostdeutschen Unternehmen. Zudem sind bei<br />

schrumpfenden Marktchancen in den neuen Bundesländern immer mehr ostdeutsche<br />

Unternehmen auf den westdeutschen regionalen Baumärkten engagiert und dabei auch<br />

eine beachtliche geographische Weiterung der eigenen wirtschaftlichen Betätigungsfeldes<br />

in Kauf genommen.

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