RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 137
Tabelle IV-3
Kredite an das Handwerk insgesamt
1990–2002
Bankengruppe 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Alle Bankgruppen 47,027 50,605 54,935 59,420 64,064 67,136 69,658 71,486 73,427 73,914 74,984 74,712 72,384
Kreditbanken 4,971 5,640 5,855 6,092 6,224 6,209 6,112 6,524 6,303 5,689 5,632 6,257 6,414
Großbanken 1,749 2,263 2,201 2,032 1,870 1,872 1,825 1,703 1,143 3,731 3,754 4,359 4,631
Regionalbanken und
sonstige Kreditbanken
2,868 3,013 3,472 3,886 4,159 4,123 4,060 4,657 4,946 1,888 1,787 1,812 1,706
Zweigstellen ausländischer
Banken
0,011 0,010 0,010 0,005 0,004 0,024 0,060 0,006 0,063 0,070 0,091 0,086 0,077
Landesbanken 1,477 1,587 2,266 2,356 2,617 2,676 3,015 3,159 3,764 4,137 4,445 4,323 3,955
Sparkassen
Genossenschaftliche
25,538 28,683 31,281 33,956 37,163 39,230 40,931 41,796 43,231 43,393 44,654 44,774 43,868
Zentralbanken 1,574 0,088 0,081 0,074 0,118 0,130 0,116 0,098 0,118 0,138 0,163 0,187 0,164
Kreditgenossenschaften 11,242 11,942 12,421 13,209 13,779 14,265 14,257 14,644 14,745 14,819 14,549 13,593 12,734
Realkreditinstitute 1,342 1,392 1,002 1,141 1,198 1,265 1,782 1,996 2,195 1,931 1,984 2,249 2,129
Bausparkassen 1,040 1,073 1,100 1,105
Banken mit Sonderaufgaben
0,882 1,272 2,029 2,593 2,964 3,362 3,444 3,269 3,072 2,767 2,484 2,229 2,015
Quelle: Deutsche Bundesbank. - Statistische Angaben in EURO, Milliarden.
Das Bankensystem steht allerdings vor einem grundlegenden Wandel, der trotz dieser
geringen Kreditnachfrage auch Folgen für das Handwerk haben dürfte. Über die tatsächlichen
Wirkungen auf den Bereich der Unternehmensfinanzierung bestehen in der
Fachwelt jedoch unterschiedliche Auffassungen. Grundsätzlich sind es vor allem die
nachfolgend skizzierten Entwicklungen, die auf mittlere und lange Sicht die deutsche
Bankenszene stark verändern können und Auswirkungen auf die Finanzierung bzw. den
Zugang zu externer Finanzierung im Handwerk haben können (Lageman 2002):
− Der gestiegene Wettbewerbsdruck in der Bankenwirtschaft zwingt die Banken,
ungenutzte Rationalisierungspotenziale auszuschöpfen. Die seit einiger Zeit zu beobachtende
Auslichtung des Unternehmens- und Betriebsbestandes im Bankensektor
hat bislang noch nicht zu einer merklichen Erhöhung des Konzentrationsgrades in
der deutschen Bankwirtschaft geführt. Vor allem auch wurde das Wettbewerbsverhalten
der Banken noch nicht nachweisbar beeinflusst (Hempell 2002). Von der
langsam zunehmenden Konzentration im Bankgewerbe dürften einstweilen keine
nachteiligen Folgen auf die Handwerksfinanzierung ausgehen.
− Die rechtliche Sonderstellung der deutschen Sparkassen wurde nach Intervention
der Wettbewerbsaufseher der Europäischen Kommission beendet (BdB 2002: 38ff.),
Anstaltslast und Gewährträgerhaftung werden abgeschafft. Damit wird die Besserstellung
der Sparkassen bei der Refinanzierung hinfällig. Da Sparkassen bisher –
gemeinsam mit den Volksbanken – sehr stark im Kreditgeschäft mit kleinen Unternehmen
und insbesondere auch dem Handwerk engagiert waren (Tabelle V-3, auch
Schrumpf, Müller 2001), stellt sich die Frage, wie sich die Wandlung der Sparkassen
zu „normalen“ Geschäftsbanken langfristig auf dieses Engagement auswirken
wird. Hier liegt ohne Zweifel ein Gefährdungspotenzial für die Kreditversorgung
der Handwerksbetriebe.