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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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116 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

nehmen, die in Umsatz und Beschäftigung der Handwerkswirtschaft durchaus ins Gewicht<br />

fallen.<br />

Elektronisch gestützte Kooperationsverbünde, im Extremfall auch sog. „virtuelle Unternehmen“,<br />

haben in den Literatur viel von sich reden gemacht. In der Tat eröffnet das<br />

Internet neue Horizonte <strong>für</strong> die Umsetzung eines durch die handwerkliche Praxis in der<br />

Vergangenheit stets distanziert aufgenommenen Kooperationsgedankens. Zwar entstammt<br />

die Vorstellung, KMU-Netzwerke könnten über kurz oder lang die Großunternehmen<br />

ganz ersetzen, dem Reich naiver Schwärmerei (hierzu die treffende Kritik in<br />

Harrison 1994), jedoch sind in der datentechnischen Entwicklung zweiffelos auch<br />

Chancen effizienzsteigener Unternehmensvernetzung angelegt. Handwerkliche DVbasierte<br />

Verbünde könnten im Vergleich zu konventionellen Kooperationen gegebenenfalls<br />

günstigere Kostenstrukturen erzielen (niedrigere Transaktionskosten), ein flexibleres<br />

Eingehen auf Marktchancen und eine stärker ausdifferenzierte Leistungspalette ermöglichen.<br />

Wir sind deswegen in unserer Unternehmensbefragung (vgl. Kap. VII und<br />

Band II) stark auf dieses Thema eingegangen. An dieser Stelle sei festgehalten, dass<br />

elektronisch basierte Kooperationen im Handwerk bislang eher eine Randerscheinung<br />

darstellen, zugleich aber auch längerfristig interessante Entwicklungsperspektiven eröffnen<br />

könnten.<br />

Der unaufhaltsame Vormarsch elektronischer Steuerungselemente in Produkten, die<br />

vom Handwerk vertrieben, genutzt und in Ausnahmefällen auch selbst produziert werden<br />

(z.B. Autos, Baumaschinen, CNC-Maschinen, CAD-Technik, Medizintechnik) verändert<br />

zwangsläufig Charakter und qualifikatorische Voraussetzungen handwerklicher<br />

Arbeit in großen Teilen der Handwerkswirtschaft. Dieser Prozess wird stark von außen,<br />

aus der Industrie, an das Handwerk herangetragen und Handwerksunternehmen der<br />

betreffenden Branchen müssen wohl oder übel an dieser Entwicklung teilnehmen, wenn<br />

sie wirtschaftlich überleben wollen. Sie haben dies in den zurückliegenden Jahren mit<br />

beachtlichem Erfolg getan, wie der handwerkliche Part der industriellen Zulieferwirtschaft<br />

zeigt.<br />

Ein Fazit der Auswirkungen der mikrotechnischen Revolution auf das Handwerk fällt<br />

gemischt aus. Bemerkenswerten Chancen und Anpassungsprozessen stehen objektive<br />

Grenzen der Digitalisierung handwerklicher Wertschöpfung gegenüber. Die Potenziale<br />

der DV-Nutzung sind ansehnlich, aber nicht unbegrenzt. Am Charakter handwerklicher<br />

Arbeit wird sich durch den IT-Einsatz in vielen Bereichen grundsätzlich wenig ändern.<br />

2.2. Kürzere Innovationszyklen und ein verändertes Umfeld<br />

der Wissensproduktion<br />

Die neuen IT-Technologien stellen nur einen, wenn auch durchaus tragenden Teilbereich<br />

eines wesentlich komplexeren technischen Fortschritts an der Wende zum 21.<br />

Jahrhundert dar. Ein anderer <strong>für</strong> die Entwicklung des Handwerks bedeutsamer Aspekt<br />

des letzteren liegt im Wandel des Entstehungskontextes und der Produktionsbedingungen<br />

<strong>für</strong> den technischen Fortschritt in der Wissensgesellschaft.

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