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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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284 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

duktherstellern eröffnete auch <strong>für</strong> die Handwerksbetriebe mengen- und wertmäßig neue,<br />

erweiterte Spielräume. Sie wurden durch zahlreiche Betriebe aus den o.g. Gewerken<br />

auch genutzt. Offensichtlich zeichnen sich die großbetrieblich strukturierten und auf<br />

Marktnischen orientierten Handwerksbetriebe durch eine weitaus größere Anpassungsfähigkeit<br />

an strukturelle Wandlungen der industriell geprägten Zulieferwirtschaft aus,<br />

als die „Serienzulieferer“ geringerer Größe.<br />

In allen Segmenten des Zulieferhandwerks bestehen unvorteilhafte Abhängigkeitsverhältnisse<br />

zu den Endproduktherstellern. Die Serienhersteller einfacher Bauteile werden<br />

v.a. in konjunkturell kritischen Zeiten in den Preisverhandlungen durch die Androhung<br />

eines Lieferantenwechsels erheblich von ihren (wenigen) Abnehmern unter Druck gesetzt.<br />

Jene versuchen u.a. große Aufträge zu sehr günstigen Preisen zu vereinbaren. Der<br />

Lieferant trägt dabei das Risiko, dass letztlich aber nur ein Teil der bestellten Menge<br />

gekauft wird, und zwar zu dem auf Mengenrabatt beruhenden Preis. Nicht ungewöhnlich<br />

sind auch nachträgliche Bonusforderungen an die Lieferanten <strong>für</strong> den Umsatz des<br />

vergangenen Jahres, obwohl sie nie vertraglich vereinbart wurden. Die durch solche<br />

Geschäftspraktiken hervorgerufenen Verluste und Liquiditätsengpässe verhindern oft,<br />

dass Third-Tier-Supplier geplante Aktivitäten zur Produktentwicklung oder zur Vorwärtsintegration<br />

in das Komponentengeschäft nicht realisieren können. Sie sind folglich<br />

gezwungen, auf ihrer Position zu verharren (Dürig et al. 1995, Dornieden 2001).<br />

Das Verhältnis zwischen den Lieferanten individuell gefertigter Komponenten oder<br />

Modulen und ihren Abnehmern weicht von den <strong>für</strong> Third-Tier-Suppliern typischen<br />

Mustern teilweise ab. Aufgrund ihrer speziellen Fertigkeiten stellen sie <strong>für</strong> die Abnehmer<br />

wertvolle Partner dar, sodass sich deren Missbrauch der Nachfragermacht in Grenzen<br />

hält: Verpflichtung zu FuE-Tätigkeiten und entsprechenden Investitionen, Verbot<br />

von Vertragsabschlüssen mit Wettbewerbern (Dornieden 2001: 294).<br />

7.6. Entwicklungsperspektiven <strong>für</strong> das Zulieferhandwerk<br />

Trotz aller Probleme lässt sich zusammenfassend feststellen, dass sich die radikalen<br />

Wandlungen in industriellen Zuliefersystemen <strong>für</strong> eine Mehrzahl der handwerklichen<br />

Hersteller technischer Investitionsgüter insgesamt nicht nachteilig ausgewirkt haben.<br />

Bisher gelang es vielen Betrieben, ihre spezifischen Vorteile durch den Einsatz neuer<br />

flexibler Produktionsanlagen und moderner betrieblicher Organisationsformen erfolgreich<br />

auszuspielen. Die Daten der amtlichen Statistik und die Erkenntnisse verschiedener<br />

Studien liefern zahlreiche Indizien <strong>für</strong> eine verbesserte Position größerer Handwerksbetriebe<br />

in jenen Gewerken, die vornehmlich den Maschinen- und Anlagenbau<br />

beliefern. Kleine Unternehmen, auf der dritten oder vierten Stufe der Lieferpyramiden,<br />

laufen hingegen verstärkt Gefahr, gänzlich aus der Zulieferwirtschaft gedrängt zu werden.<br />

Ein großer Teil der handwerklichen Zulieferer i.e.S. kann auch in Zukunft die Herausforderungen<br />

des Strukturwandels erfolgreich annehmen. Dazu ist jedoch die Loslösung<br />

von Massenmärkten notwendig, in denen der internationale Wettbewerb von Zulieferern

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