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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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140 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

oben angesprochenen Besserstellung von KMU-Krediten. Eine Untersuchung der<br />

Auswirkungen auf die Zinskonditionen durch die Deutsche Bundesbank (Hofmann<br />

2002: 10) kommt denn auch zu günstigeren Einschätzungen und erwartet zwar eine<br />

größere Zinsspreizung, aber keine generelle Anhebung bei den Kreditzinsen <strong>für</strong><br />

KMU.<br />

(2) Aussagen über das künftige Kreditverhalten der Banken unter dem Regime von Basel<br />

II sind weitaus schwieriger, weil eine Fülle von anderen Faktoren Einfluss auf<br />

das Kreditverhalten der Banken ausüben, die nichts oder nur wenig mit Basel II zu<br />

tun haben, wie z.B. Transmissionsmechanismen der geldpolitischen Instrumente<br />

und die oben angesprochenen Umstrukturierungsprozesse im Bankensektor. Immerhin<br />

ist eine Betrachtung der wahrscheinlichen Auswirkungen der veränderten<br />

Eigenkapitalunterlegung auf KMU-Kredite möglich. Paul/Stein (2002: 44-65; auch<br />

Paul u.a. 2002) kommen in ihrer Analyse zu dem Ergebnis, dass weder eine allgemeine<br />

Verteuerung der Kredite zu erwarten sei noch eine Verdrängung kleiner Unternehmen<br />

aus dem Kreditgeschäft. Bös/Paffenholz (2002: 390ff.) erkennen ebenfalls<br />

keine existenzbedrohende Gefährdung des Kreditzugangs und der Finanzierungsbedingungen.<br />

Eindeutig positiv äußert sich auch Hofmann (2002), verhaltener<br />

Krämer-Eis/Taistra (2002) sowie Heidorn (2002).<br />

(3) Es bleibt die dritte Frage nach den bereits heute wirksamen psychologischen Auswirkungen<br />

von Basel II auf Banken und Handwerk, bei deren Beantwortung sich die<br />

Fachwelt weitgehend einig ist: Basel II hat die Einführung standardisierter Rating-<br />

Verfahren nicht ausgelöst, sondern nur wesentlich beschleunigt. Alle deutschen Unternehmen,<br />

nicht nur das Handwerk, wurden durch die öffentliche Diskussion um<br />

Basel II in hohem Maße <strong>für</strong> Finanzierungsfragen sensibilisiert und es ist anzunehmen<br />

und zu begrüßen, wenn dies langfristig auch Auswirkungen auf ihre Finanzierungsstrategien<br />

sowie das interne Finanzcontrolling haben wird.<br />

Das Handwerk wird grundsätzlich gezwungen sein, sich auf die gewandelte Situation an<br />

den Finanzmärkten einzustellen. Dies bedeutet unter anderem, dass die Eigenmittelquoten<br />

künftig steigen müssen, das finanzielle Controlling der Unternehmen zu verbessern<br />

ist und die wirtschaftliche Situation des Unternehmens transparenter werden muss. Jedoch<br />

wird auch in Zukunft die Kreditfinanzierung über Banken eine zentrale Rolle bei<br />

der Finanzierung des Handwerks spielen (so denn nicht generell Eigenfinanzierung vorgezogen<br />

wird, wie es der geringe Anteil an Krediten ja suggeriert, vgl. dazu auch Kapitel<br />

VII), während eine wachsende Finanzierung über den Beteiligungsmarkt gänzlich<br />

unwahrscheinlich bleibt. Gleichzeitig ist noch nicht endgültig abzusehen, ob und wie<br />

sich die Finanzierungsbedingungen <strong>für</strong> Handwerksbetriebe in Deutschland im Zuge der<br />

strukturellen Wandlungen auf den Finanzmärkten wirklich verschlechtern werden. Die<br />

wahrscheinlichen Folgen sind vielmehr ambivalent zu beurteilen, vor allem ist die empirische<br />

Evidenz <strong>für</strong> negative wie positive Entwicklungen bislang zu spärlich, um zu einer<br />

abschließenden Bewertung zu gelangen.

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