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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 117<br />

Folgt man den vorliegenden Analysen der Auswirkungen der wissensbasierten Ökonomie<br />

auf den technischen Fortschritt, so stimmen diese – bei Unterschieden im Detail –<br />

weitgehend darin überein, dass in der wissensbasierten Ökonomie:<br />

− eine zunehmende wissenschaftliche Durchdringung des technischen Fortschritts zu<br />

beobachten ist;<br />

− unternehmensübergreifende, vernetzte Strukturen bei der Produktion technischen<br />

Wissens eine größere Bedeutung erlangen;<br />

− sich die Innovationszyklen gegenüber den früher üblichen Zeiträumen bedeutend<br />

verkürzen.<br />

Ein wesentliches Merkmal des technischen Fortschritts an der Schwelle zum 21. Jahrhundert<br />

ist dessen zunehmende wissenschaftliche Prägung. Zwar hat die Entwicklung<br />

des Grundlagenwissens seit Beginn des Industrialisierungsprozesses stets zentrale Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die industriellen Basisinnovationen gehabt. Auch haben Grundlagenwissen<br />

und technische Neuerungen voneinander profitiert. Der Konnex zwischen Grundlagenforschung,<br />

angewandter Forschung und industrieller Entwicklung ist heute indes viel<br />

enger als in der Vergangenheit. In Biotechnologie, Nanotechnologie und Informatik<br />

gehen Basis- und angewandtes Wissen praktisch nahtlos ineinander über.<br />

Zwar stellte sich der technische Fortschritt auch in der Vergangenheit aus volkswirtschaftlicher<br />

Sicht, obwohl von kreativen Individuen und schöpferischen Unternehmern<br />

vorangetrieben, als kollektiver Prozess dar, der zugleich von sehr vielen Akteuren getragen<br />

wurde, die nicht unabhängig voneinander agierten. In den heutigen Schlüsselbereichen<br />

des technischen Fortschritts spielen unternehmensübergreifende Akteursnetze<br />

jedoch wohl eine bedeutend größere Rolle als dies in der Vergangenheit der Fall war<br />

(Gibbons et al. 1996). Einzelne Unternehmen sehen sich bei der Inangriffnahme großtechnischer<br />

Projekte finanziell und personell überfordert, konzentrieren sich auf ihre<br />

technologischen Kernkompetenzen und gehen strategische Allianzen mit anderen Unternehmen<br />

ein. Überdies gewinnt die branchen- und sektorübergreifende FuE an Bedeutung.<br />

Es entstehen zunehmend enge Verbindungen zwischen Unternehmen, Universitäten,<br />

Forschungsinstituten und Einrichtungen der staatlichen Wirtschaftsförderung. In<br />

vielen Bereichen ist der Staat als Finanzier, Auftraggeber und Mäzen bei Großforschungsprojekten<br />

mit im Spiel.<br />

In Schlüsselsektoren der Volkswirtschaft werden in immer kürzerer Abfolge neue Produkte<br />

bzw. neue Modelle entwickelt. Die hier zum Ausdruck kommende Beschleunigung<br />

der Innovationszyklen scheint selbst die Ressourcenbasis von Großunternehmen<br />

zu überfordern (Braun 1994: 119ff.). Sie erhöht die Kooperationsbereitschaft gegenüber<br />

anderen Akteuren der Forschungsszene. Die Forschung und Entwicklung wird innerhalb<br />

der industriellen Wertschöpfungsketten – ausgehend von der Initiative und Steuerung<br />

durch ein dominierendes Unternehmen – unternehmensübergreifend organisiert. Als<br />

Beispiel hier<strong>für</strong> ist die neuerdings in der Automobilindustrie anzutreffende, von den<br />

Endproduktherstellern und Schlüssellieferanten ausgehende und dominierte enge Verzahnung<br />

der FuE-Aktivitäten längs der automobilen Wertschöpfungskette anzuführen.

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