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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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270 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Der Anteil des Handwerksumsatzes am Bauvolumen erreicht rund 70 bis 75% (vgl. Tabelle<br />

VI-5). Diese gegenüber der Umsatzsteuerstatistik niedrigeren Werte verwundern<br />

nicht, da das Bauvolumen einen ganz anderen und weiter gefassten Tatbestand erfasst<br />

als der umsatzsteuerpflichtige Umsatz von Unternehmen. Das Bauvolumen ist nicht mit<br />

dem Marktvolumen gleichzusetzen, weil Eigenleistungen des Bauherrn ebenfalls im<br />

Bauvolumen berücksichtigt sind (Kirner, Noak 1973: 10).<br />

Tabelle VI-5<br />

Anteil des Handwerks am Bauvolumen<br />

Deutschland, 1996, 1998, 2000 und 2002, laufende Preise<br />

WZ 93 Wirtschaftszweig, Gewerk 1996 1998 2000 2002<br />

Mrd. €<br />

F Bauvolumen in jew. Pr. 254,8 248,0 232,1 216,8<br />

Funktionale Gruppe Bauhandwerke 186,5 175,8 174,3 152,0<br />

Marktanteil des Handwerks (in %) 73,2 70,9 75,1 70,1<br />

Errechnet nach Angaben des DIW (2003) und der Handwerksberichterstattung (hier <strong>RWI</strong>-Hochrechnung).<br />

Die Daten bestätigen die große Bedeutung des Handwerks im Bauproduktmarkt und den<br />

hohen Stellenwert in der Bauwirtschaft. Die baunahen Handwerke haben hinsichtlich<br />

der Zahl der Betriebe (49,8%), der Beschäftigten (39,9%) und des Realumsatzes<br />

(41,4%) zudem einen bedeutenden Anteil am Gesamthandwerk insgesamt. Von der<br />

bauwirtschaftlichen Entwicklung geht mithin ein beträchtlicher Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Gesamtaggregats Handwerk aus.<br />

Das Baugewerbe sieht sich mit umfassenden strukturellen Herausforderungen konfrontiert.<br />

Die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa, verbunden mit zunehmendem<br />

Wettbewerbsdruck, verändertes Nachfrageverhalten aufgrund des demographischen<br />

Wandels, die Europäisierung des Baurechts und eine beachtliche Technisierung der<br />

Bauproduktion kennzeichnen nur wenige, ausgewählte Aspekte des Strukturwandels<br />

dieser Branche. Diese Herausforderungen setzen das Bauhandwerk unter einen hohen<br />

Anpassungsdruck.<br />

Das Baugewerbe steckt derzeit keineswegs allein aufgrund der seit Mitte der neunziger<br />

Jahre anhaltenden Rezession im Baugewerbe und der allgemeinen Konjunkturschwäche<br />

der deutschen Volkswirtschaft in einer schweren Krise. Insbesondere in den neuen Bundesländern<br />

waren – u.a. während des Baubooms nach der Wende - massive Überkapazitäten<br />

im Baugewerbe entstanden, die seit Mitte der neunziger Jahre abgebaut werden<br />

104 . Aber auch im früheren Bundesgebiet sind in den Jahren des Aufschwungs der<br />

104 Die Politik hat häufig nur die aktuellen, kurzfristigen Problemlagen im Blick und vernachlässigt die<br />

langfristige Perspektive. Beispielsweise förderte der Staat zu Beginn der neunziger Jahre massiv die<br />

Gründung von Bauunternehmen in den neuen Bundesländern, obwohl es einen durch die schnelle<br />

Expansion der öffentlichen, privaten und gewerblichen Baunachfrage ausgelösten Bauboom gab. Mit<br />

dem Einsetzen der Baukrise zeigte sich, dass – vielfach mit staatlicher Förderung - Überkapazitäten

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