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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 147<br />

dings im Zeitablauf erheblichen Veränderungen unterworfen, die insbesondere mit<br />

den Lebenszyklen der Branchen zusammenhängen.<br />

− Die an den Gründungsquoten (Gründungen zu Bestand) gemessene Intensität des<br />

Gründungsgeschehens ist im Allgemeinen um so größer, je niedriger die (wirtschaftlichen)<br />

Markteintrittsbarrieren sind. Unter den letzten sind vor allem die <strong>für</strong><br />

die Erreichung der mindestoptimalen Betriebsgröße notwendigen Investitionen, das<br />

erforderliche technische Know-how, die zur erfolgeichen Betätigung in dem Wirtschaftszweig<br />

erforderlichen einschlägigen Branchenkenntnisse, die Intensität des<br />

Wettbewerbs bzw. die gegebene Marktstruktur zu erwähnen.<br />

− Ist die Schwelle <strong>für</strong> einen Markteintritt niedrig, so ist im Allgemeinen auch der<br />

Marktaustritt mit relativen geringen Verlusten zu bewerkstelligen, d.h. die hierbei<br />

in Rechnung zu stellenden „sunk costs“ sind niedrig.<br />

− Kleinbetrieblich strukturierte Wirtschaftsbereiche weisen gemeinhin niedrige wirtschaftliche<br />

Markteintritts- und -austrittsbarrieren auf. Dies erklärt die zum Teil sehr<br />

hohe Marktfluktuation und die niedrige Bestandsdauer von Neugründungen.<br />

Der Vergleich internationaler Gründungsstatistiken ist zumeist mit erheblichen Messproblemen<br />

verbunden, 66 die zur Genüge auch aus der deutschen nationalen Diskussion<br />

bekannt sind. Viele angebliche Unterschiede in den Gründungsquoten oder auch in der<br />

„Bestandsfestigkeit“ von Gründungen erklären sich einfach daraus, dass Unterschiedliches<br />

gemessen wird. „Gründungen“ werden unterschiedlich definiert, dubiose Seiten<br />

der Erfassungspraxis von Gründungen in den amtlichen Statistiken ignoriert oder zur<br />

Kenntnis genommen, bestimmte Teile der Unternehmenspopulation „heraus- oder hereingerechnet“,<br />

Segmente mit der Totalität des Gründungsgeschehens gleichgesetzt, bei<br />

Ausweis von Überlebenszeiten Monate oftmals recht willkürlich zu Jahren auf- und<br />

abgerundet und der Unterschied zwischen originären und derivativen Gründungen wird<br />

nicht genügend beachtet.<br />

Und dies auf einem Terrain, das in allen Industrieländern in den letzten Jahrzehnten<br />

zunehmend unübersichtlicher geworden ist. Wie soll man es zum Beispiel mit den<br />

durchaus numerisch ins Gewicht fallenden taktisch motivierten Pseudogründungen im<br />

Schlepptau etablierter Unternehmen halten, die auch im deutschen Handwerk kein unbekanntes,<br />

wenngleich kein typisches Phänomen sind? Es ist beispielsweise durchaus<br />

legal und betriebswirtschaftlich sinnvoll, mehrere GmbHs eigens zu dem Zweck zu<br />

gründen, ein „Kernunternehmen“ gegen Marktrisiken zu schützen oder unerwünschte<br />

66 Hierzu zählen insbesondere folgende Probleme (OECD 2002c: 32): der von Land zu Land unterschiedliche<br />

Erfassungsrad des Gründungsgeschehens, insbesondere der klein- und nebengewerblichen<br />

Gründungen, die Verwechselung von originären und derivativen Gründungen, unterschiedliche<br />

Definitionen des Gründungaktes und die Vermengung unterschiedlicher statistischer Bezugseinheiten<br />

(Unternehmen, Betriebe, Arbeitsstätten).

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