10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

412 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

des Schweizer Baugewerbes, dass ein freiwilliger „Meister als Qualitätssiegel“, wenn<br />

das allgemeine Bildungsumfeld stimmt, sehr wohl mit hohen Überlebensquoten einhergehen<br />

kann, auch wenn dort nur eine Minderheit der Gründer über den Meistertitel verfügt<br />

(je nach Branche 15-25 %).<br />

5. Selbständigkeit und betriebliche Strukturen<br />

Die betrieblichen Strukturen in den handwerksgeprägten Wirtschaftssektoren unterscheiden<br />

sich zwischen den einzelnen Ländern nach den in den ENSR-Berichten vorliegenden<br />

Informationen erheblich. So liegen hierbei die deutschen Unternehmensgrößen<br />

deutlich über dem arithmetischen Mittel anderer europäischer Länder. In Tabelle IX-11<br />

werden die in der nationalen Handwerksstatistik ausgewiesenen Durchschnittsgrößen<br />

der Handwerksunternehmen jeweils <strong>für</strong> drei Länder, welche einen berufsspezifischen<br />

Ansatz bei der Handwerksdefinition pflegen, und drei Länder, in welchen ein wirtschaftsbereichs-<br />

und größenklasssenbasierter Handwerksbegriff gebräuchlich ist, gegenübergestellt.<br />

Es zeigen sich frappierende Übereinstimmungen innerhalb jeder der<br />

beiden Gruppen und starke Diskrepanzen zwischen den beiden Gruppen.<br />

Hieraus könnte man folgern, dass das auf einen obligatorischen großen Befähigungsnachweis<br />

setzende Handwerksrecht zur Entstehung größerer Unternehmen führe als das<br />

liberalere Handwerksrecht der anderen Staaten. Diese Folgerung ist allerdings so keinesfalls<br />

haltbar. In den letztgenannten Ländern sehen sich größere Unternehmen, die es<br />

natürlich dort in den relevanten Wirtschaftszweigen ebenso wie in Deutschland gibt,<br />

schon qua amtlicher Definition aus dem Handwerk ausgeschlossen. Die durchschnittliche<br />

Unternehmensgröße ist, mit anderen Worten, schon durch die Art der institutionellen<br />

Definition vorprogrammiert.<br />

Tabelle IX-11<br />

Durchschnittliche Unternehmensgrößen im europäischen Handwerk<br />

Typ der institutionellen Handwerksdefinition<br />

Berufsspezifischer Ansatz<br />

Wirtschaftsbereichs- und Größenklassen-basierter<br />

Ansatz<br />

Quelle: ENSR 1996: 111; <strong>für</strong> Deutschland HZ 1995.<br />

Land Jahr<br />

Durchschnittsgröße<br />

Beschäftigte je Unternehmen<br />

Deutschland 1994 10,8<br />

Luxemburg 1995 10,7<br />

Österreich 1994 7,0<br />

Frankreich 1995 2,5<br />

Italien 1995 2,3<br />

Niederlande 1994 2,6<br />

Welchen Einfluss institutionelle Zuordnungspraktiken haben können, sei am Beispiel<br />

der Handwerksstatistiken Deutschlands und Frankreichs demonstriert. In Frankreich<br />

zählen – wie bereits ausgeführt – im Prinzip nur solche Unternehmen zum Handwerk, in<br />

denen nicht mehr als 10 (15) Lohnbeschäftigte ohne Auszubildende sowie maximal<br />

zwei Verwaltungsangestellte tätig sind. Gerade die „potenten Betriebe“ gehen daher in<br />

Frankreich dem organisierten Handwerk verloren (Späth 1988: 18).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!