10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

138 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

− Bemühungen der Banken um eine verstärkte Renditeorientierung äußern sich unter<br />

anderem in der konsequenten Nutzung der neuen IuK-Technologien <strong>für</strong> die Optimierung<br />

von Geschäftsprozessen und die Kommunikationsbeziehungen zwischen<br />

Banken und Kunden, in der Verschlankung der Filialsysteme, dem rationalisierungsbedingten<br />

Beschäftigtenabbau, in der Einführung standardisierter und einfach<br />

zu handelnder Rating-Verfahren und neuer Geschäftsmodelle. Die Finanzierung des<br />

Handwerks wird durch diese Faktoren nicht zwangsläufig beeinträchtigt. Zu vermuten<br />

sind differenzierte Auswirkungen je nach Handwerkszweig, Größe und Lebenszyklus<br />

des Unternehmens; allerdings lässt sich deren Umfang zum heutigen Zeitpunkt<br />

noch nicht abschätzen.<br />

− Ein Faktor, der mit Blick auf die Handwerksfinanzierung besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient, sind jedoch die Auswirkungen der neuen IuK-Technologien auf die<br />

Hausbankbeziehungen. Es liegt in der Logik der hierdurch ermöglichten Standardisierung<br />

der Geschäftsabläufe und Einsparung von Personal, dass der „subjektive<br />

Faktor“ im täglichen Bankgeschäft – der direkte Kontakt zwischen Bankangestellten<br />

und Kunden – an Bedeutung verliert. Im Retailgeschäft 65 ist z.B. eine in relativ kurzem<br />

Zeitraum vollzogene bedeutsame Verlagerung der Kundenkontakte auf das Internet<br />

zu beobachten. Die Hausbankbeziehungen können hiervon auf zweierlei Weise<br />

tangiert werden. Einerseits wäre eine aus Effizienzüberlegungen resultierende<br />

Rückstufung der engen Firmenkundenkontakte der Banken auf distanzierte Kontakte<br />

(wie in Frankreich üblich) möglich. Anderseits böte sich <strong>für</strong> langjährige Firmenkunden<br />

die Chance, auf relativ einfache, unbürokratische Weise in den Genuss von<br />

Standardkrediten kleineren Umfangs zu kommen. Für das Handwerk stellt sich in<br />

diesem Zusammenhang die oben bereits angesprochene Notwendigkeit, die neuen<br />

IuK-Technologien verstärkt auch <strong>für</strong> Geschäftsprozesse (Finanzierungsbeziehungen)<br />

anzuwenden.<br />

− Kapitalmarktfinanzierungen haben in den neunziger Jahren in Deutschland auch<br />

<strong>für</strong> kleinere Unternehmen in Gestalt von Venture-Capital-Engagements erstmals eine<br />

größere Bedeutung erlangt, allerdings begrenzt auf ein eng umschriebenes Segment<br />

aufstrebender Jungunternehmen und von sehr geringer Bedeutung <strong>für</strong> das<br />

Handwerk generell.<br />

Die Diskussion um die Auswirkungen von Basel II wurde in Deutschland mit erheblicher<br />

Schärfe geführt, dabei fällt die grundsätzliche Bewertung in der Fachwelt nicht<br />

uneingeschränkt positiv aus. Die fachliche Kritik an den Baseler Eigenkapitalunterlegungsvorschriften<br />

bezweifelt nicht die wirtschaftliche Rationalität einer risikoadäquaten<br />

Eigenkapitalunterlegung. Jedoch sehen die einen in der von Basel II geforderten risikoadäquaten<br />

Eigenkapitalunterlegung der Bankkredite den auslösenden Faktor <strong>für</strong> einen<br />

„Systembruch“ in der Mittelstandsfinanzierung: Die Rating-Verfahren führten zur Aus-<br />

65 Geschäftskontakte der Banken mit kleinen Privatkunden (die von den im Private Banking angesprochenen<br />

finanzstarken Privatkunden zu unterscheiden sind).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!