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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 67<br />

Handwerke – sind im Handwerk relativ stark vertreten mit immerhin rd. drei Vierteln<br />

des gesamten Umsatzes. Als weniger konjunkturempfindlich geltende Branchen – z.B.<br />

Friseurhandwerk, Gesundheitshandwerke, Nahrungsmittelhandwerke (Dürig 1994) –<br />

prägen zwar das Bild des Handwerks in der Öffentlichkeit traditionell stark, zum aggregierten<br />

Produktionsergebnis tragen sie indessen in geringerem Maße bei, als gemeinhin<br />

angenommen. Auch erweist sich die These der geringen Konjunkturempfindlichkeit der<br />

angesprochenen konsumorientierten Handwerke beim näheren Hinsehen als diskussionswürdig.<br />

Die Nahrungsmittelhandwerke z.B., die nicht nur Grundnahrungsmittel<br />

vermarkten, sondern auch eine breite Palette von Produkten eines eher gehobenen Bedarfs,<br />

leiden regelmäßig unter konjunkturellen Schwächeperioden und profitieren vom<br />

Anziehen des Privaten Verbrauchs.<br />

Die konjunkturellen Schwankungen der Handwerkswirtschaft sind stets stark davon<br />

abhängig, welche Struktur die Belebung bzw. Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Nachfrage aufweist. Von einem exportgetriebenen Wachstum kann das Handwerk keine<br />

nennenswerten Impulse erwarten, sind die handwerklichen Exporte doch eine marginale<br />

Größe (1994 gerade einmal 1,8 % des Gesamtumsatzes) und – was indirekte Anstöße<br />

anbetrifft – die Zulieferungen <strong>für</strong> das stark exportierende Investitionsgütergewerbe<br />

eher begrenzt. Die immer wieder festzustellende Affinität handwerklicher Wachstums-<br />

und Schrumpfungsprozesse zur Entwicklung des privaten Verbrauchs ist plausibel,<br />

ist doch knapp die Hälfte der handwerklichen Leistungserstellung dem Konsumgüter-<br />

und Dienstleistungssektor zuzurechnen. Einen außerordentlich großen Einfluss auf<br />

das Gedeihen der Handwerkswirtschaft hat schließlich die Entwicklung der Baunachfrage.<br />

Diese weist bekanntlich in Westdeutschland ein gelegentlich durch diskretionäre<br />

Einflüsse der Politik modifiziertes zyklisches Verlaufsmuster auf. Die starken Ausschläge<br />

der handwerklichen Leistungserstellung in den vergangenen Jahrzehnten erklären<br />

sich insbesondere aus den Expansions- und Kontraktionsprozessen in der Bauwirtschaft.<br />

Insgesamt weist das Handwerk ein konjunkturelles Entwicklungsmuster auf, das demjenigen<br />

eher konjunktursensibler Branchen entspricht. Freilich gilt hier einmal mehr:<br />

Handwerk sollte nicht als „Branche“ missverstanden werden. Dieses Muster ist Ergebnis<br />

sehr unterschiedlicher Entwicklungen in den Gewerken bzw. – richtiger wohl – in<br />

den funktionalen Bereichen der Handwerkswirtschaft. Verlockend scheint auf den ersten<br />

Blick der Gedanke, die Zusammenhänge zwischen z.B. exportgetriebenem Wachstum<br />

und Entwicklung der Handwerkswirtschaft quantitativ zu erfassen. Hierbei würde<br />

sich allerdings wohl schnell herausstellen, dass langfristig keine stabile Relationen zwischen<br />

den fraglichen Aggregaten besteht, sondern die konjunkturellen Muster selbst<br />

starken Wandlungen im Zeitablauf unterliegen.<br />

Viel interessanter ist aus unserer Sicht eine andere Frage, nämlich, wie Wachstums-<br />

und „konjunkturelle“, d.h. mittelfristig-zyklische Prozesse aufeinander wirken. Die<br />

Handwerkswirtschaft ist über Jahrzehnte hinweg langsamer gewachsen als die Volkswirtschaft.<br />

Die hier bestehenden Zusammenhänge zwischen Handwerkskonjunktur und<br />

-wachstum und die ihnen zugrunde liegenden Ursachen wären noch systematisch zu

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