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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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424 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Festzuhalten ist indes: Das deutsche Lohnniveau ist im europäischen Maßstab gesehen<br />

hoch und dies muss sich zwangsläufig kostentreibend auf die Baupreise auswirken. Zum<br />

hohen Bruttolohnniveau in Deutschland tragen wesentlich die Lohnzusatzkosten bei<br />

(Steuern, gesetzliche Sozialbeiträge, Zusatzleistungen wie Weihnachtsgeld). Das hieraus<br />

resultierende hohe Kostenniveau könnte in begrenztem Maße durch niedrigere Materialkosten<br />

kompensiert werden, eindeutige Aussagen hierzu lassen sich indessen im<br />

Moment nicht treffen.<br />

Oben wurde die Bauqualität im Sinne der technischen Attribute der landesüblichen<br />

Bauwerke bestimmter Baukategorien angesprochen. Steht in der öffentlichen Diskussion<br />

„Qualität“ im Zusammenhang mit handwerklichen Leistungen in Frage, so geht es<br />

zumeist darum, inwieweit die landesüblichen Normen guten Bauens eingehalten wurden,<br />

die akzeptierten Toleranzgrenzen also zu Ungunsten des Kunden überschritten<br />

wurden. Im Weiteren geht es aber natürlich auch um die Dienstleistungsqualitäten des<br />

Bauens – also Kundenfreundlichkeit, Beratungskompetenz, terminliche Verfügbarkeit,<br />

Pünktlichkeit, Termintreue der Bauausführung, Flexibilität in der Gewerkekoordination<br />

133 , Verlässlichkeit auch bei mündlichen Absprachen oder z.B. auch die Erbringung<br />

baunaher Nebenleistungen. Mit diesen Leistungen steht es in Deutschland, wenn man<br />

den Berichten in den Medien über das deutsche Baugeschehen glauben darf, durchaus<br />

nicht zum Besten (z.B. Handelsblatt 2000; Haus + Garten 2003; WISO 2003) 134 .<br />

Solche Informationen eignen sich naturgemäß kaum zur fundierten Urteilsbildung über<br />

die Qualität und Dienstleistungsattribute des Bauens in Deutschland im Vergleich zu<br />

anderen europäischen Ländern. Unser Versuch, einschlägige grenzübergreifend vergleichende<br />

Untersuchungen zu diesem Thema zu finden, haben keine Studien zutage gebracht.<br />

Eine kursorische Durchsicht speziell britischer Medienquellen über die dortigen<br />

Einschätzungen der Qualität der Bauleistungen und die Dienstfreundlichkeit der lokalen<br />

Handwerker fiel eher ernüchternd aus: Die negativen Stimmen überwiegen wie in<br />

Deutschland eindeutig (z.B. n-tv 2003). Eine 150-jährige Tradition der Gewerbefreiheit<br />

hat nicht dazu geführt, dass die Verbraucher – alle Medienleute sind natürlich auch<br />

Konsumenten von Bauleistungen –, die Leistungen ihrer Bauhandwerker in grundsätzlich<br />

positiverem Licht sähen als die deutschen Verbraucher.<br />

Was <strong>für</strong> das Baugewerbe gilt, trifft noch stärker auf Preis- und Qualitätsvergleiche <strong>für</strong><br />

andere Handwerksbereiche zu. Die Leistungsfähigkeit der kleinbetrieblich dominierten<br />

Märkte – denn um diese geht es bei Preis und Qualität letztlich – wurde nirgends systematisch<br />

mit harten empirischen Methoden erforscht. Eine hohe „Dienstleistungsqualität“<br />

handwerklicher Leistungserstellung wird überall in betriebswirtschaftlichen Ab-<br />

133 Die ist nicht nur eine Eigenheit des durch die Handwerksordnung kreierten „Systems“, sondern tritt<br />

in ähnlicher Weise in der Bauwirtschaft aller Länder auf, auch wenn es andernorts oft nicht um die<br />

Gewerke im deutschen Sinne geht.<br />

134 Es handelt sich nur um zu illustrativen Zwecken ausgesuchte Beispiele. Ergebnisse systematischer<br />

Medienauswertungen zum Thema „Handwerk“ liegen uns weder zu Deutschland noch zu Großbritannien<br />

vor.

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