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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel III: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk - Ex-post-Analyse 47<br />

2.3.2. Zur Entwicklung in den achtziger und neunziger Jahren<br />

Die amtlichen Handwerksstatistiken der neunziger Jahre stellen Beobachter der Handwerksszene<br />

vor ein Rätsel. Zwar waren größere Abweichungen der Ergebnisse der vierteljährlichen<br />

amtlichen Handwerksberichterstattung von den Ergebnissen der Handwerkszählung<br />

1995 <strong>für</strong> das Jahr 1994 zu erwarten. Immerhin waren 18 Jahre seit der<br />

letzten Totalerhebung im Handwerk vergangen. Aber mit einem Beschäftigungsplus<br />

gegenüber den vierteljährlichen Stichprobenerhebungen von 1 Mill. Beschäftigten und<br />

einem Umsatzplus von 60 Mrd. € im westdeutschen Handwerk hätte wohl niemand gerechnet.<br />

Es sei denn, man hätte die einschlägigen Ergebnisse der Arbeitsstättenzählung<br />

1987 ernst genommen, in der die Beschäftigung im westdeutschen Handwerk auf 4,4<br />

Mill. taxiert wurde.<br />

Allerdings hatten andere Quellen dieses hohe Zählungsergebnis keineswegs erwarten<br />

lassen. Die Konjunkturberichte der Handwerkskammern hatten in den vorausgehenden<br />

Jahren fast immer die gleiche – in den meisten Jahren negative – Entwicklungstendenz<br />

angezeigt wie die vierteljährliche amtliche Handwerksberichterstattung des Statistischen<br />

Bundesamts. Sie stimmte also in der Tendenz mit dieser überein. In den relevanten<br />

Sektoralstatistiken <strong>für</strong> das Baugewerbe und das Produzierende Gewerbe waren<br />

zwar Hinweise auf eine recht günstige Entwicklung des westdeutschen Handwerks in<br />

den späten achtziger und frühen neunziger Jahren (bis 1992) angelegt, aber buchstäblich<br />

nichts, was die Vermutung eines derartigen „Quantensprungs“ in dessen Entwicklung<br />

nahe gelegt hätte.<br />

Überdies vermittelte die Statistik der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />

nach Berufsordnungen der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit, welche die Entwicklung der SV-<br />

Beschäftigung in den Handwerksberufen detailliert erfasst, <strong>für</strong> die fraglichen Jahre ein<br />

Bild relativer Stagnation der Handwerksbeschäftigung. Für das Jahr 1978 waren 5,0<br />

Mill. SV-Beschäftigte in Handwerksberufen registriert, 1994 4,9 Mill. Nach unseren<br />

Recherchen sind rd. 60 % der in Handwerksberufen tätigen Personen 23 tatsächlich in<br />

selbständigen Handwerksunternehmen beschäftigt. Die übrigen betätigten sich als Industriehandwerker<br />

oder Betriebshandwerker in anderen nichthandwerklichen Unternehmen.<br />

Hierzu zählen auch die Mitarbeiter handwerklicher Nebenbetriebe. Dies entspricht<br />

im Wesentlichen der bereits 1926 festgestellten Relation (AUEA 1930a: 38).<br />

Diese Quote ist also über längere Zeiträume hinweg konstant geblieben. Die Statistik<br />

der SV-Beschäftigten lässt somit nicht erkennen, wie sich die Beschäftigung im westdeutschen<br />

Handwerk 1994 gegenüber der im gleichen Jahr vorgenommenen amtlichen<br />

Stichprobenerhebung „aus heiterem Himmel“ um 1 Mill. erhöht haben könnte. Gerade<br />

diese aus separater – d.h. nicht an die Erfassungssysteme der Statistischen Ämter gekoppelter<br />

– Quelle stammende Information ist sehr ernst zu nehmen, da sich eine bedeu-<br />

23 Hierin sind Gesellen, Arbeitskräfte ohne formelle Qualifikation und Auszubildende eingeschlossen.<br />

Maßgeblich <strong>für</strong> die Zuordnung ist also die Art der ausgeübten Tätigkeit und nicht der Qualifikationsabschluss.

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