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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 295<br />

zwei grundlegende Strategievarianten zutage, welche die idealtypischen Pole eines Kontinuums<br />

strategischer Orientierungen darstellen – einen reagierenden und einen gestaltenden<br />

Strategiestil. Durchwursteln und Improvisation bilden den reagierenden Pol<br />

möglicher Strategieverläufe. Durchwursteln bezeichnet ein reagierendes Handeln, das<br />

einzig auf die Bewältigung der vorliegenden Situation ausgerichtet ist. Fließend ist der<br />

Übergang zur Improvisation. Während dem Begriff des Durchwurstelns die negativ<br />

besetzte Komponente des rein reagierenden Handelns im Sinne einer akuten Problembehebung<br />

anhängt, unterliegt der Improvisation eine perspektivische Sichtweise des<br />

Reagierens.<br />

Ein reagierender Strategiestil findet sich häufig in Unternehmen, die nicht wachstumsorientiert<br />

sind, in jüngeren und kleineren KMU und in „neuen“ sowie unsicheren und<br />

turbulenten Umfeldern. Der mit dem reagierenden Strategieverlauf einhergehende Unternehmertyp<br />

lässt sich näherungsweise als aktions- bzw. handlungsbetont beschreiben.<br />

Dieser Strategieverlauf charakterisiert die Realität des strategischen Verhaltens in der<br />

Mehrzahl der Handwerksbetriebe.<br />

– In jüngeren KMU fehlt die betriebswirtschaftliche und unternehmerische Erfahrung,<br />

in kleineren Unternehmen sind es informelle Entscheidungs- und Organisationsstrukturen<br />

das Hindernis <strong>für</strong> eine strukturierte Entscheidungsvorbereitung und Strategiegenese.<br />

In neu konstituierten Umfeldern – ein Beispiel im Handwerk wären<br />

neue Branchen oder neue Tätigkeitsfelder – fehlen die grundlegenden strategischen<br />

Optionsfelder bzw. befinden sich im Aufbau. Deshalb müssen adäquate Strategiemuster<br />

erst noch in einem Versuchs-Irrtums-Prozess erprobt und erlernt werden und<br />

bilden sich komplexere und gestaltendere Muster erst allmählich heraus.<br />

Bei einer gestaltenden Strategiegenese sucht der Unternehmer auch unabhängig vom<br />

Umfeld aktiver nach Möglichkeiten, die einmal eingesetzte Strategie zu verbessern und<br />

weiterzuentwickeln. Unternehmer, deren Handeln durch einen gestaltenden Strategiestil<br />

geprägt ist, sind eher reflektionsorientiert; sie entsprechen mit ihrem strategischen Verhalten<br />

in der Terminologie der STRATOS-Gruppe (Fröhlich, Pichler 1988) sowohl dem<br />

„Allrounder“, als auch dem Organisator, dessen Stärken im administrativ-ausführenden<br />

Bereich liegen. Auch <strong>für</strong> den gestaltenden Strategieverlauf lassen sich idealtypische<br />

Konstellationen betrieblicher und externer Faktoren ableiten.<br />

– Eine gestaltende Strategiegenese findet sich häufiger in wachstumsorientierten und<br />

– nicht überraschend - älteren Unternehmen bzw. bei älteren Unternehmern, die im<br />

Zeitverlauf ein Repertoire entsprechender Strategien aufgebaut haben, sowie in größeren<br />

Betrieben, deren ausdifferenziertere Organisationsstruktur diese Art der Strategiegenese<br />

erfordert und deren formelleren Entscheidungsstrukturen eine umfassendere<br />

Informationssuche hinsichtlich strategischer Alternativen ermöglichen.<br />

Schließlich spielen gestaltende Elemente eher eine Rolle in komplexen Umfeldern –<br />

wie beispielsweise in reiferen Märkten oder etablierten Branchen des Handwerks.

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