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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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516 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

sich insgesamt eher ungünstig auf die Handwerkswirtschaft und günstig auf die Entwicklungschancen<br />

der Konkurrenten des Handwerks ausgewirkt. In Süddeutschland<br />

profitierte das Handwerk im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen von einer unter räumlichen<br />

Aspekt „ausgeglicheneren“ Industrialisierung. Hervorzuheben ist hierbei die Integration<br />

von Unternehmen der Investitionsgüter produzierenden Metallhandwerke in die<br />

Zuliefersysteme des Maschinen- und Fahrzeugbaus in Baden-Württemberg.<br />

Das ostdeutsche Handwerk hat nach der Wiedervereinigung in relativ kurzer Zeit, den<br />

eingangs bestehenden Entwicklungsrückstand zum Handwerk der alten Bundesländer<br />

stark reduzieren können. Hierbei spielte ein Gründungsboom im Handwerk ab 1990<br />

eine entscheidende Rolle, der in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre verebbt ist. Die<br />

Re-Strukturierung der Industriewirtschaft, der enorme Nachholbedarf der ostdeutschen<br />

Bevölkerung bei der Konsumgüterversorgung und bei Bereitstellung haushaltsbezogene<br />

Dienstleistungen und vor allem der Nachfrageimpuls der in kurzer stark zunehmenden<br />

Bauinvestitionen hat die Expansion der Bauwirtschaft getragen. Die räumlichen Strukturen<br />

des ostdeutschen Handwerks (regionale Besatz- und Dichteziffern) gleichen den<br />

westdeutschen Strukturen inzwischen in bemerkenswertem Maße. Dies schließt natürlich<br />

auch Unterschiede zwischen den ostdeutschen Regionen ein.<br />

Die sektorale Unternehmensstruktur der Handwerkswirtschaft ist in allen Bundesländern<br />

wie stets in der Vergangenheit durch ein hohes Gewicht des Bauhandwerks geprägt.<br />

Ungewöhnlich und nur vor dem Hintergrund der Besonderheiten des ostdeutschen<br />

Transformationsprozesses zu verstehen war allerdings das überaus hohe Gewicht<br />

der Bauunternehmen im ostdeutschen Handwerk in der Mitte der neunziger Jahre. Dieses<br />

ist im Zuge des Schrumpfungsprozesses der ostdeutschen Bauwirtschaft inzwischen<br />

stark zurückgegangen und nähert sich den westdeutschen Dimensionen an. In diesem<br />

Punkt ist also ein Konvergenzprozess in der raumwirtschaftlichen Struktur des Handwerks<br />

festzustellen.<br />

2.7. Europäischer Vergleich<br />

Die Schwierigkeiten eines grenzübergreifenden Vergleichs des europäischen Handwerks<br />

liegen nicht in den wirtschaftlichen Tatsachen – der Existenz oder Nichtexistenz<br />

eines Handwerkssektors – begründet, sondern allein in den unterschiedlichen institutionellen<br />

Regelungen. Nur diejenigen Länder, in denen das Handwerk speziellen rechtlichen<br />

Regelungen unterworfen ist, pflegen eine gesonderte Handwerksstatistik.<br />

Die Regulierungsintensität im Handwerk ist in Deutschland höher als in allen anderen<br />

EU-Ländern mit Ausnahme Luxemburgs und – mit Einschränkungen – auch Österreichs.<br />

Dies ist vor allem auf die durch die obligatorische Meisterprüfung eingerichtete<br />

gesetzliche hohe Markteintrittshürde zurückzuführen. Eindeutige wirtschaftliche Auswirkungen<br />

der unterschiedlichen Regulierungsintensitäten in den europäischen Handwerkssektoren<br />

auf den Umfang des Handwerks sind drzeit nicht nachweisbar. Allerdings<br />

wurde bislang auch nicht der ernsthafte Versuch unternommen, wirtschaftliche

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