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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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152 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

In den neuen Bundesländern war nach Einführung der Marktwirtschaft zunächst ein in<br />

dieser Form in der deutschen Handwerksgeschichte einmaliger Gründungsboom zu beobachten.<br />

Dieser ist nach Erreichen eines Sättigungspunkts und Eintreten des Schrumpfungsprozesses<br />

der Baunachfrage bzw. der Stagnation der Konsumnachfrage zum Erliegen<br />

gekommen. Seit Beginn des neuen Jahrzehnts geht der Unternehmensbestand im<br />

ostdeutschen Handwerk zurück.<br />

In den zurückliegenden Jahren hat sich – parallel zur und verursacht durch die Baukrise<br />

– auch eine Tendenzwende in der Entwicklung des Unternehmensbestandes im westdeutschen<br />

Handwerk vollzogen. Vor diesem Hintergrund ist seit 1999 die Zahl der Unternehmensgründungen<br />

im deutschen Handwerk insgesamt rückläufig (hierzu auch<br />

Skambracks, Tchouvakhina 2002). Zwischen Neugründungen und Schließungen tut sich<br />

angesichts einer gleichzeitigen Zunahme der Marktaustritte eine wachsende Kluft auf.<br />

Wie sind die Perspektiven der Entwicklung des Unternehmensbestandes einzuschätzen?<br />

Extrapolationen vergangener Entwicklungen sind nicht nur deshalb problematisch,<br />

weil deren Ergebnis im Fall des westdeutschen Handwerks abhängig von der Wahl des<br />

Bezugszeitraums ganz unterschiedlich ausfallen müsste, sondern auch, weil sich mit der<br />

Novelle 2003 die Spielregeln des Marktgeschehens in großen Teilen des Vollhandwerks<br />

grundlegend verändert haben und der Erhalt des großen Befähigungsnachweises auch<br />

im Rest des Handwerks (wohl mit Ausnahme der Gesundheitshandwerke) über kurz<br />

oder lang in Frage gestellt sein könnte.<br />

Einen demographisch bedingten Schwundprozess des Unternehmensbestandes mit der<br />

demographischen Entwicklung erkennen wir bis in die zwanziger Jahre des neuen<br />

Jahrhunderts hinein nicht, da der von den Statistikern prognostizierte Bevölkerungsschwund<br />

erst dann mit voller Kraft einsetzen wird. Reorganisationsprozesse in der<br />

Handwerkswirtschaft können – angestoßen durch die Lockerung des Meisterzwangs –<br />

zugleich dazu führen, dass sich auf den deutschen Handwerksmärkten wieder verstärkt<br />

kleinere Unternehmen durchsetzen und damit Unternehmensstrukturen, die <strong>für</strong> die meisten<br />

europäischen Länder typisch sind (vgl. hierzu Kapitel IX). Eine demographisch bedingte<br />

Schrumpfungstendenz des Unternehmensbestandes könnte also auf lange Sicht<br />

durchaus durch das verstärkte Auftreten kleinerer Unternehmen wettgemacht bzw.<br />

sogar überkompensiert werden,<br />

2.3. Sektorale Differenzierungen im handwerklichen Gründungs-<br />

und Schließungsgeschehen<br />

Sektoral und bei einer Betrachtung einzelner Handwerkszweige differenziert sich dieses<br />

Bild – nicht überraschenderweise – zwar aus, aber grundsätzlich bleibt das oben<br />

konstatierte, Muster des Markteintritts- und -austrittsgeschehens erhalten (vgl. Tabelle<br />

V-2). Im Wesentlichen wird das Gründungsgeschehen von den Handwerken in der<br />

Gruppe der Metall- und Elektrohandwerke sowie einzelnen Bau- und Ausbauhandwerken<br />

getragen. Auf erstere Gruppe entfallen insgesamt fast 38 % aller Handwerksgründungen<br />

im Jahr 2001, auf die Bau- und Ausbauhandwerke fast ein Drittel. Die Letzteren

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