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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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260 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Angebotserweiterung in diesem Zusammenhang ist beispielsweise der Bügelservice <strong>für</strong><br />

Privatkunden (z.B. <strong>für</strong> Hemden). Letztere Unternehmen bieten insbesondere auch <strong>für</strong><br />

gewerbliche Kunden noch den Abhol- und Bringservice. Andere Reinigungsfirmen<br />

betreiben keine eigenen Annahmestellen mehr, sondern kooperieren beispielsweise mit<br />

Änderungsschneidereien. Der Markt <strong>für</strong> Leistungen des Textilreinigerhandwerks wächst<br />

dennoch kaum. Dies hängt damit zusammen, dass viele Konsumenten der Mode folgen<br />

und neue Kleidungsstücke kaufen, statt die alten sorgsam zu pflegen und über längere<br />

Zeit zu nutzen.<br />

4.2.3. Gebäudereiniger<br />

Die Entstehung des Gebäudereinigerhandwerks ist eng mit der Industrialisierung verknüpft.<br />

Erst im Juni 1934 wurde es – zusammen mit dem Wäscherei- und Plättereigewerbe<br />

– als Handwerk anerkannt. Damit verbunden war die Etablierung des Ausbildungsberufes<br />

zum Gebäudereiniger, was eine Aufwertung des, seit jeher mit einem sehr<br />

niedrigen sozialen Prestige kämpfenden, Gewerbes bedeutete. Gleichwohl wurde das<br />

Gebäudereinigerhandwerk in seiner wechselhaften Geschichte immer wieder mit der<br />

„Handwerksfrage“ konfrontiert. Nach 1949 wurde sowohl von staatlicher Seite als auch<br />

vom ZDH die Glasreinigung nicht als handwerkliche Tätigkeit angesehen, <strong>für</strong> die eine<br />

Eintragungspflicht in die Handwerksrolle bestehen musste (Seumer 1998: 324). Mit<br />

dem Hinweis auf den Wandel von der Glas- zur Innenreinigung, die auch durch eine<br />

veränderte Namensnennung unterstrichen wurde, konnte schließlich der Verband die<br />

Politik von der Handwerksmäßigkeit des Berufes überzeugen. Die Handwerkseigenschaft<br />

wurde vor allem von größeren Unternehmen gefordert, während die kleineren,<br />

die ihren Schwerpunkt in der Glasreinigung hatten, den Handwerkerstatus ablehnten.<br />

Kritisch wurde dem Gebäudereinigerhandwerk stets entgegengehalten, dass seine Ausbildungsleistung<br />

im Vergleich zum Gesamthandwerk zu gering sei. Einen bemerkenswerten<br />

Aufschwung erlebte das Gebäudereinigerhandwerk zuletzt in den neunziger Jahren<br />

im Zusammenhang mit der Privatisierung zuvor von öffentlichen Einrichtungen in<br />

Eigenregie durchgeführten Reinigungstätigkeiten.<br />

In Deutschland bestanden zum Zeitpunkt der letzten Handwerkszählung 4 388 Unternehmen<br />

des Gebäudereinigerhandwerks, davon 1 102 in den neuen Bundesländern. Die<br />

positive Entwicklung des Betriebsbestandes lässt sich <strong>für</strong> die alten Bundesländer durch<br />

den Vergleich mit der Handwerkszählung von 1976 nachvollziehen: seinerzeit gab es<br />

1 769 Unternehmen, 1995 waren es 3 286, 2002 bereits 5 400. Damit gehört das Gebäudereinigerhandwerk<br />

zu den Handwerkszweigen mit der stärksten Zunahme an selbständigen<br />

Unternehmen. Ein Großteil der Unternehmen kann als noch relativ jung bezeichnet<br />

werden. Von den 3 531 Unternehmen (HZ 1995), die durch Neugründung entstanden<br />

sind, wurden 1 422 (40,3%) im Zeitraum zwischen 1990 und 1993 eröffnet. In<br />

dieser Zeit erfolgte im Zuge der Restrukturierung der Industrieunternehmen durch Outsourcing<br />

und der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen Jahren ein bemerkenswerter<br />

Aufschwung dieses Handwerks. Mit 550 600 Beschäftigten ist das Gebäudereinigerhandwerk<br />

auch im Jahre 2003 der Handwerkszweig mit der höchsten Mitarbeiterzahl.<br />

Vor acht Jahren waren noch 730 700 Beschäftigte in den Betrieben des Gebäude-

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