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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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308 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

tion der Auszubildenden. Dies erspart bei der Rekrutierung von Arbeitskräften<br />

Suchkosten und vermindert das Risiko von personalpolitischen Fehlentscheidungen.<br />

– Das Traditionsargument: In vielen Handwerksbetrieben wird seit Generationen ausgebildet,<br />

so dass hierin eine ungeschriebene Verpflichtung gesehen wird, diese Tradition<br />

fortzusetzen.<br />

Die Tragfähigkeit der ökonomischen Argumente ist in der interessierten Öffentlichkeit<br />

umstritten. Das Bundesinstitut <strong>für</strong> berufliche Bildung (BIBB) untersucht in regelmäßigen<br />

Abständen auf Basis von Befragungen ausbildender Betriebe Kosten und Erträge<br />

der beruflichen Erstausbildung. Betrachtet man die den Betrieben während der Lehrzeit<br />

entstehenden Kosten und erzielten Erträge, so erweist sich die Ausbildung <strong>für</strong> die ausbildenden<br />

Betriebe als Verlustgeschäft (Bardeleben, Beicht, Fehér 1995, 1997). Nur<br />

eine kleine Minderheit der Betriebe erzielt nach diesen Erhebungen Nettoerträge – 1995<br />

waren dies nach dem Vollkostenansatz berechnet 10 %. Auf Basis des Teilkostenansatzes<br />

stellen sich die Dinge in einem etwas günstigeren Licht dar. Hiernach hätten die<br />

ausbildenden Betriebe 1995 bei 20 % aller Lehrlinge einen leichten Nettoertrag erzielt.<br />

Das BIBB weist darauf hin, dass den ausbildenden Unternehmen ein beträchtlicher Nutzen<br />

erwüchse, wenn sie die Ausbildenden nach der Lehrzeit weiterbeschäftigten: Sie<br />

können unter den Auszubildenden geeignete Mitarbeiter anwerben und somit Suchkosten<br />

<strong>für</strong> Personal einsparen, Anlernzeiten <strong>für</strong> extern angeworbene Mitarbeiter vermeiden,<br />

Personalengpässe bei qualifizierten Mitarbeitern vermeiden usw. Fraglich erscheint allerdings,<br />

ob ein solches gezieltes Suchverhalten, das in der Industrie zweifellos üblich<br />

ist, auch in kleineren Betrieben, die im Handwerk dominieren, praktiziert wird und ob<br />

es dort wirklich ein entscheidendes ökonomisches Motiv <strong>für</strong> die Ausbildung darstellt.<br />

Die Kosten-Nutzen-Bilanz <strong>für</strong> die Ausbildungsjahre – unter Ausklammerung des nach<br />

der Ausbildung betrieblicherseits realisierten Nutzens – stellt sich zwar im Handwerk<br />

weitaus günstiger dar als in der Industrie, per Saldo bleiben indessen in den meisten<br />

ausbildenden Handwerksbetrieben auf der Basis der günstigeren Teilkostenrechnung<br />

Nettokosten. Im Durchschnitt wurde <strong>für</strong> das Handwerk hier ein Betrag von 2 200 € pro<br />

Auszubildenden und Jahr ermittelt (vgl. Tabelle VII-1). Dies ist aus der Sicht der<br />

Handwerksunternehmen sicher kein „irrelevanter“ Betrag. 109<br />

Der eigentliche Vorteil der Ausbildungsbeteiligung der Betriebe liegt offenbar im „return<br />

on investment“ nach der Ausbildungszeit, unter der Annahme, dass die Betriebe die<br />

Ausbildung gezielt zur Rekrutierung des eigenen Facharbeitskräftebedarfs nutzen. Zudem<br />

kann durch Schwerpunktsetzung in der Ausbildung der Lehrling entsprechend der<br />

betrieblichen Erfordernisse geschult werden. An dieser Stelle setzt auch das zweite Argument<br />

an, wonach Betriebe Kostenvorteile dadurch erlangen, dass sie Informationen<br />

über die Auszubildenden im Rahmen der Lehrzeit akkumulieren und somit das Risiko<br />

109 Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel IX, Abschnitt 7.

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