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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 309<br />

von Fehleinstellungen minimieren, wenn sie den Auszubildenden in ein Dauerarbeitsverhältnis<br />

übernehmen.<br />

Tabelle VII-1<br />

Durchschnittliche betriebliche Ausbildungskosten 2000<br />

Kostenarten Insgesamt<br />

Beiträge in Euro pro Auszubildenden und Jahr<br />

Industrie und<br />

Handel<br />

Handwerk<br />

Landwirtschaft<br />

Freie Berufe<br />

Öffentlicher<br />

Dienst<br />

Bruttokosten (Vollkosten)<br />

16435 17491 12438 15020 17738 17035<br />

Erträge 7730 8162 6095 8837 9082 6393<br />

in % der Bruttokosten 47,0 46,7 49,0 58,8 51,2 37,5<br />

Nettokosten (Vollkosten)<br />

8705 9329 6343 6183 8656 10642<br />

in % der Bruttokosten 53,0 53,3 51,0 41,2 48,8 62,5<br />

Personalkosten der<br />

Auszubildenden<br />

8269 8691 6670 8068 7961 70702<br />

Personalkosten der<br />

Ausbilder<br />

5893 6459 3751 5001 8148 3975<br />

Anlage- und Sachkosten 545 560 487 320 251 243<br />

Sonstige Kosten 1728 1780 1530 1631 1378 2116<br />

Bruttokosten (Teilkosten)<br />

10178 10675 8295 9163 8745 12782<br />

Nettokosten (Teilkosten) 2448 2514 2200 327 -337 6389<br />

Quelle: BMBF 2003: 120.<br />

Dieses Argument trifft allerdings nur begrenzt auf die betriebliche Wirklichkeit des<br />

Handwerks zu, viel stärker dagegen auf die Personalwirtschaft der großen Unternehmen.<br />

Ein großer Teil der ausgebildeten Jugendlichen verlässt nach der Gesellenprüfung<br />

den Ausbildungsbetrieb, teils aus eigenem Antrieb, teils, weil der Betrieb keine neuen<br />

Mitarbeiter einstellt (Schwerdt, Bender 2003: 48). Außerdem verfolgen nur wenige<br />

kleinere Unternehmen eine langfristige Personalplanung; nur selten sichert sich ein<br />

Handwerksbetrieb einen besonders guten Lehrling durch vorsorgliche Übernahme in ein<br />

Angestelltenverhältnis. Die Regel ist vielmehr, dass Lehrlinge mit gutem Gesellenabschluss<br />

ihren zukünftigen Arbeitsplatz nach der Höhe des Gehaltes auswählen. Hier sind<br />

Industrie und Handel häufig in der besseren Position und können über Lohnanreize<br />

Humankapital aus dem Handwerk abziehen.<br />

Nicht unbedeutend <strong>für</strong> die Beteiligung des Handwerks an der Berufsausbildung ist auch<br />

das Traditionsargument. Für die Führung vor allem in kleinen Handwerksunternehmen<br />

ist eher typisch, dass Entscheidungen nicht in letzter Konsequenz unter dem Gesichtspunkt<br />

des betriebswirtschaftlichen Kalküls getroffen werden. Tatsächlich sind unter<br />

Handwerksmeistern und -meisterinnen nicht selten intrinsische Motive anzutreffen, die<br />

sie zur Ausbildung Jugendlicher veranlassen. Die Einbettung vieler Handwerksbetriebe<br />

in das regionale Umfeld, das sehr genau auch das Ausbildungsverhalten registriert, bewegt<br />

manchen Handwerksunternehmer ebenfalls dazu, Ausbildungsplätze bereit zu stellen.<br />

Einige empfinden dies als soziale Verpflichtung. Freilich sollte dieses Motiv nicht<br />

idealisierend überstrapaziert werden.<br />

Die eigentliche Ausbildung erfolgt im betrieblichen Alltag zumeist durch langjährige<br />

Mitarbeiter und Gesellen. Der Handwerksmeister organisiert die Betreuung und gibt<br />

vor, welche Ausbildungsinhalte vermittelt werden sollen. Wie die Statistik der Fortbil-

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