10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

274 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Wirtschaft (Generalunternehmer) zu einem fest vereinbarten Pauschalpreis und Fertigstellungstermin<br />

zu verstehen (Bauer, Mainka, Jaspers 1986: 5).<br />

Das schlüsselfertige Bauen ist die Vorstufe zum Generalunternehmermodell. Dieses<br />

kann unterschiedlich gestaltet sein, wobei Planung, Ingenieurleistung und Ausführung<br />

einzeln oder in Kombination miteinander an den Generalunternehmer vergeben wird<br />

(FIEC 1992). Zumeist übernimmt der Generalunternehmer die Ausführung aller Leistungsbereiche<br />

des Bauvorhabens, führt wesentliche Teile davon selbst aus und vergibt<br />

die übrigen Gewerke (Teillose) an Nachunternehmer. Die technischen und planerischen<br />

Arbeiten werden in diesem Fall vom Architekten vergeben. In einem erweiterten Modell<br />

kann der Generalunternehmer zudem auch weitere Funktionen übernehmen, wie z.B.<br />

die Planung, die Finanzierung und Projektentwicklung bis hin zum kompletten „facility<br />

management“.<br />

Diese Entwicklung zeigt auf, dass sich im Bauproduktmarkt neue Organisationsformen<br />

des Bauens entwickeln, in denen Koordinatoren in Form von Generalunternehmern und<br />

Generalübernehmern Marktmacht zuwächst. Handwerksunternehmen, bei denen es sich<br />

ja ganz überwiegend um kleinere und kleinste Unternehmen handelt, übernehmen in<br />

diesem arbeitsteiligen Modell vorzugsweise die Rolle des Subunternehmers. Diese<br />

bringt <strong>für</strong> die Handwerksunternehmen natürlich die Gefahr mit sich, aufgrund der Verhandlungsmacht<br />

des Generalunternehmens zu relativ schlechten Konditionen in diese<br />

Vertragskonstellationen eintreten zu müssen. Dies muss allerdings keineswegs zwangsläufig<br />

so sein. Das Generalunternehmermodell stellt sich zunächst einmal als progressive<br />

Organisationsform modernen Bauens und eine adäquate Antwort auf die Herausforderungen<br />

des intensiven Wettbewerbs im Baugewerbe dar. Letztlich können alle Beteiligten<br />

von diesem Modell profitieren.<br />

Bliebe <strong>für</strong> die kleineren Unternehmen die Chance, im Rahmen von Baukooperationen<br />

(Bietergemeinschaften) Komplettangebote abzugeben und damit der Gefahr einer Ausnutzung<br />

des Machtgefälles in den angesprochen Konstellationen zugunsten des Generalunternehmers<br />

bzw. der größeren Unternehmen zu entgehen. Die bisherigen Erfahrungen<br />

mit Baukooperationen stimmen hier allerdings eher skeptisch. Solche Kooperationen<br />

funktionieren prinzipiell nur dann gut, wenn sich einer der Beteiligten mit Autorität<br />

und Durchsetzungsvermögen an die Spitze der Kooperationsgemeinschaft stellt. Eine<br />

solche Dominanz ist sogleich wieder mit Gefahren von der eben angesprochenen Art<br />

verbunden. Auch dürfen die mit Kooperationen verbundenen Transaktionskosten nicht<br />

unterschätzt werden. Die Gefahr eines oppportunistischen Trittbrettfahrerverhaltens ist<br />

allemal gegeben. Nicht zuletzt ist darauf zu verweisen, dass die Handwerksordnung mit<br />

ihren starren, am Status quo ante orientierten Berufsvorstellungen (vgl. hierzu Kapitel<br />

X) Komplettlösungen im Bausektor generell und speziell auch kleinbetriebliche Kooperationsmodelle<br />

erschwert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!