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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 337<br />

auch <strong>für</strong> die Elektro-/Metallbranche. Das Gesundheitshandwerk weist zudem im Vergleich<br />

zu allen anderen Gewerken die engsten Kontakte mit wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

auf (Tabelle VII-6). Für sehr kundennah operierende Handwerk wie z.B. das<br />

Lebensmittel- oder das Holzgewerbe stellen hingegen die Fachliteratur bzw. Branchenmagazine,<br />

damit indirekt die Kammern und Verbände, insbesondere aber die Kunden<br />

selbst sehr wichtige Informationsquellen dar.<br />

Will das Handwerk neue Marktchancen und Aktivitätsfelder <strong>für</strong> sich erschließen, müssen<br />

die Betriebe dies in systematischer Art tun. Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen<br />

in dieser Hinsicht, dass Handwerksbetriebe beispielsweise nur selten „formelle“ Quellen<br />

wie FuE-Einrichtungen und Berater <strong>für</strong> die Information über neue Markt- und Technologietrends<br />

nutzen und eher auf informelle Kontakte zurückgreifen. Gerade der Bereich<br />

einer systematischen Marktbeobachtung und -analyse wird also offensichtlich von den<br />

Handwerksbetrieben noch unzureichend genutzt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht liegen<br />

hier ungenutzte Potenziale zur Entwicklung einer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie.<br />

7. Ein Problembereich? Finanzierungsstrategien im Handwerk<br />

Der Einsatz bestimmter Finanzierungsstrategien im Handwerk wird stark durch die<br />

grundlegende Anlage des Finanzierungssystems geprägt. Hierbei sind allerdings nicht<br />

nur zwischen den kapitalmarktorientierten und den bankorientierten Systemen starke<br />

Unterschiede festzustellen, sondern auch jeweils unter den bankorientierten und den<br />

marktorientierten Finanzierungssystemen (vgl. dazu auch Kapitel IV). Deutschland verfügt<br />

über ein bankorientiertes Finanzierungssystem, in dem die Banken eine zentrale,<br />

der Kapitalmarkt hingegen eine geringe Rolle bei der Unternehmensfinanzierung spielen.<br />

Herausragendes Merkmal der deutschen Mittelstandsfinanzierung ist der außergewöhnliche<br />

hohe Anteil von Fremdfinanzierungsmitteln, bei denen es sich überwiegend<br />

um Bankkredite mit mittlerer und langer Laufzeit handelt. Die USA und Großbritannien<br />

hingegen haben kapitalmarktorientierte Finanzierungssysteme, in denen Kapitalmarktressourcen<br />

(Aktienemissionen, Beteiligungsfinanzierungen, Unternehmensanleihen)<br />

einen größeren Part zumindest bei der Finanzierung der großen Unternehmen spielen.<br />

Die Kehrseite des aus Sicht amerikanischer, britischer und französischer Banker „exzessiven“<br />

Bankkredite ist in den niedrigen Eigenmittelquoten deutscher KMU zu finden<br />

(<strong>für</strong> Großbritannien Storey 1994: 215ff; <strong>für</strong> Frankreich Fridrichs, Paranque 2001). Ein<br />

beträchtlicher Teil der KMU, das schließt Handwerksbetriebe ein, verfügt über keine<br />

bilanziell ausgewiesenen Eigenmittel bzw. eine beachtliche Zahl von Nichtkapitalgesellschaften<br />

weist bilanziell sogar eine negative Eigenmittelquote auf. Fremdfinanzierungsangebote<br />

sind in Deutschland wohl selbst <strong>für</strong> Gründer, deren Kreditierung mit<br />

besonderen Ausfallrisiken verbunden ist, vor diesem Hintergrund in einem vergleichsweise<br />

hohen Maße verfügbar.<br />

Dazu kommt ein stark gewachsener Markt <strong>für</strong> Venture-Capital, der in den achtziger<br />

Jahren in Deutschland und den meisten anderen kontinentaleuropäischen Ländern noch

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