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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IV: Determinanten des Strukturwandels im Handwerk in der wissensbasierten Ökonomie 115<br />

über das Netz ordern. Allerdings sind auch hier gewisse Ausnahmen denkbar, z.B. ein<br />

„Bringservice“ <strong>für</strong> Backwaren in Großstädten, der ambulante Vertrieb von Friseurleistungen<br />

im Höchstpreissegment oder die Vermittlung von Dienstleistungen in Altenheimen<br />

und Gesundheitseinrichtungen.<br />

Wo es hingegen um den singulären Kauf komplexerer Güter und Leistungen geht<br />

(Kfz, Eigenheim), wird das Internet sicher in den nächsten Jahren rasch eine zunehmende<br />

Bedeutung erlangen. Bereits heute werden Internetangebote neuer und gebrauchter<br />

PKW in erheblichem Maße durch die Kunden zu Informationszwecken genutzt. Findige<br />

Kunden nutzen, unterstützt durch die Initiativen der EU-Wettbewerbspolitiker, bereits<br />

heute die auf den europäischen Märkten bestehenden Preisunterschiede bei Neuwagen<br />

<strong>für</strong> günstige Einkäufe. Auch dann, wenn es beim Kauf beim lokalen Händler bleibt,<br />

helfen die über das Internet gesammelten Informationen den Verbrauchern beim Kaufentscheid<br />

und stärken deren Informationsbasis im Verhandlungsprozess mit den Verkäufern.<br />

Generell könnte sich das Internet auf längere Sicht zudem als Werbeträger <strong>für</strong><br />

Neukunden eignen, heute ist dies allerdings wohl nur in begrenztem Maße der Fall.<br />

Dass die betreffenden Märkte – z.B. die Rolle der Kfz-Werkstätten im Vertrieb von<br />

Neu- und Gebrauchtwagen – hiervon nicht unberührt bleiben können, liegt nahe (vgl.<br />

hierzu Kapitel VI). Fraglich erscheint allerdings, ob das Internet auf längere Sicht die<br />

Strukturen der bestehenden lokalen Märkte fundamental verändern wird. Das vornehmlich<br />

auf die Endverbraucher orientierte Handwerk operiert bekanntlich in erheblichem<br />

Maße auf lokalen und regionalen Märkten. Kundenbindungen werden hier stark<br />

durch die alltägliche räumliche Nähe, etablierte soziale Kontakte und einen nicht zu<br />

unterschätzenden Gewohnheitsfaktor im Verbraucherverhalten beeinflusst. Die bislang<br />

erkennbaren Muster der Internetnutzung scheinen eher da<strong>für</strong> zu sprechen, dass das Internet<br />

in den meisten konsumbezogenen Gewerken den bestehenden Kundenkontakten<br />

der Handwerksbetriebe eine neue Dimension hinzufügt, ohne selbst prägend auf die<br />

Marktstrukturen einzuwirken. Die euphorische Fachliteratur der späten neunziger Jahren<br />

hat hier in ihren Prognosen die Dinge wohl krass überzeichnet.<br />

B2B-Anwendungen des elektronischen Verkehrs sind in einigen Bereichen der Handwerkswirtschaft<br />

– z.B. im handwerklichen Part der Zulieferindustrie, bei großen Bauprojekten<br />

– längst zur Normalität geworden. Die Möglichkeiten einer Vernetzung zwischen<br />

Unternehmen durch projektbezogene Extranets 55 sind längst nicht ausgeschöpft.<br />

Man sollte hierbei aber nicht vergessen, dass bislang nur relativ kleine „Inseln“ einer<br />

großen und heterogenen Handwerkswirtschaft die Voraussetzungen <strong>für</strong> derartige elektronische<br />

Verbundssysteme mitbringen. Für die zahlenmäßig weitaus meisten Handwerksbetriebe<br />

ist dies irrelevant, obgleich sich natürlich unter den „netztauglichen Betrieben“<br />

vor allem mittlere und größere Handwerksunternehmen befinden – also Unter-<br />

55 Extranet: Nutzung des Internets <strong>für</strong> die Herstellung von Geschäftskontakten mit Kunden und LIeferanten,<br />

d.h. Anbindung eines Unternehmens an die Außenwelt über einen TCP/IP-Standard (vgl.<br />

zum Begriff Beck, Prinz 1999: 69-71).

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