10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel IX: Europäischer Vergleich 425<br />

handlungen normativ postuliert, über ihren realen Status ist hingegen fast nichts bekannt,<br />

was sich zur wissenschaftlichen Auswertung eignete. Es bleibt uns daher nur hier<br />

Forschungsbedarf festzustellen. Interessant wären hierbei natürlich insbesondere Untersuchungen<br />

zu den Auswirkungen institutioneller Regelungen auf die Angebotsstruktur,<br />

Qualität, Dienstleistungsfreundlichkeit und Preise der handwerklichen Produktion in<br />

genau abgegrenzten Bereichen.<br />

7. Handwerk und berufliche Bildung<br />

Berufliche Bildungswege und -abschlüsse in Europa zu vergleichen, ist schon auf formaler<br />

Ebene angesichts der großen Heterogenität der Berufsbildungssysteme, an denen<br />

die handwerkliche Berufsbildung partizipiert, ein höchst mühseliges Unterfangen (vgl.<br />

hierzu CEDEFOP 1998). Bewertende Vergleiche von Berufsbildungsabschlüssen stellen<br />

sich indessen noch um einiges schwieriger dar, wie die (nicht abgeschlossene) Diskussion<br />

um das europäische Fünf-Ebenen-Klassifikationssystem der Berufsbildung von<br />

1985 zeigte, nach welchem die duale Berufsausbildung relativ niedrig – auf Ebene 2 –<br />

eingestuft wurde (Westerhuis 2001a: 71-72). Verschiedene Kriterien ließen sich zum<br />

Vergleich der europäischen Berufsbildungssysteme heranziehen – der überwiegende<br />

Ausbildungsort z.B. die Art des Praxisbezugs der beruflichen Erstausbildung oder der<br />

Formalisierungsgrad der berufstechnischen Unterweisung, die Rolle unterschiedlicher<br />

Trägerschaften und Finanzierungsmodelle oder der Partizipationsgrad der Heranwachsenden<br />

an den Ausbildungsangeboten.<br />

Europäische Vergleiche werden auch dadurch erschwert, dass sich die nationalen Berufsbildungsbildungssysteme<br />

selbst zum Teil sehr heterogen präsentieren. Dies trifft<br />

z.B. <strong>für</strong> die deutsche Berufsbildung zu, in der Bundes- und Länderkompetenzen zu recht<br />

unterschiedlichen Akzentsetzungen führen, hiervon ist allerdings die sich recht homogen<br />

darstellende berufliche Ausbildung im Handwerk nicht betroffen. Einen viel versprechenden<br />

Klassifikationsansatz der europäischen Systeme zur beruflichen Erstausbildung<br />

liefert das französische Bildungsinstitut CEREQ 135 (CEDEFOP 1998: 8-9):<br />

– Bei den in Großbritannien, teilweise auch in Belgien und Italien vorzufindenden<br />

Berufsbildungssystemen handelt es sich um marktgesteuerte, betriebszentrierte Systeme,<br />

die jeweils über ein ausgeprägtes nationales Profil verfügen, sich also erheblich<br />

voneinander unterscheiden. Die berufliche Erstausbildung findet vorrangig in<br />

den Unternehmen statt, der Staat enthält sich weitgehend einer aktiven Einflussnahme.<br />

Die Qualität der Ausbildung ist in hohem Maße davon abhängig, über welche<br />

Bildungsinfrastruktur das Unternehmen verfügt.<br />

– Bildungsgesteuerte, schulzentrierte Berufsbildungssysteme finden sich unter anderem<br />

in Frankreich und den Niederlanden, teilweise auch (parallel zum erstgenannten<br />

Modell) in Italien. Im Vordergrund steht hier eine stark formalisierte und staatlicher<br />

135 CEREQ – Centre d’Études et de recherches sur les classifications.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!