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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel I: Einführung in die Untersuchung 3<br />

im dienstleistungsgeprägten Strukturwandel (Mecke 1999; Brandt 1997) und mit dem<br />

Strukturwandel des Baugewerbes (Bosch, Zühlke-Robinet 2000; Lageman 2001), des<br />

Nahrungsmittelgewerbes (Lageman 1996) oder des Reinigungsgewerbes (Seumer<br />

1998).<br />

Die Determinanten des handwerklichen Strukturwandels werden in der Literatur in vielen<br />

Einzeluntersuchungen analysiert, allerdings fehlen auch hier zusammenführende<br />

Analysen. Der technische Wandel hat zu einer Beschleunigung der Produktlebenszyklen<br />

beigetragen. Die neuen IuK-Techniken (Internet, E-Business), Mikrostrukturtechnik<br />

sowie neue Werkstoffe, aber auch der branchenspezifische technische Fortschritt haben<br />

nachhaltige Auswirkungen auf die Tätigkeitsfelder zahlreicher Handwerke (hierzu z.B.<br />

Dürig 1996, Herpich u.a. 1991; ZDH 2000a, De Pay 1986).<br />

Zu Recht wird in der Literatur die große Bedeutung der Globalisierung <strong>für</strong> das Handwerk<br />

betont (z.B. Ganz 1997). Die zunehmende internationale, intersektorale und interregionale<br />

Verflechtung erfasst auch die Märkte des Handwerks. Die neuen Bedingungen<br />

werden unter den Stichworten „Globalisierung der Wirtschaft“ und „Internationalisierung<br />

der Produktion“ diskutiert und das Exportverhalten der Handwerksunternehmen<br />

findet Aufmerksamkeit in der Forschung (z.B. Sauer 1991). Die Europäische Integration<br />

und Osterweiterung führen dazu, dass sich das deutsche Handwerk in den grenznahen<br />

Räumen zunehmend dem Wettbewerb von Anbietern aus den Nachbarländern gegenüber<br />

sieht. Zugleich bietet jedoch der Integrationsprozess den deutschen Handwerksunternehmen<br />

bislang ungenutzte Chancen der Ausweitung ihres Betätigungsfeldes über<br />

die deutschen Grenzen hinaus.<br />

Eine Intensivierung des Wettbewerbs verspürt das Handwerk ebenfalls zunehmend bei<br />

der Rekrutierung des Nachwuchses, wodurch die herausragende Rolle des Handwerks<br />

(Kucera 1996) auf lange Sicht in Frage gestellt werden könnte. Die sich abzeichnende<br />

demographische Entwicklung signalisiert eine weitere Verschiebung der Altersstruktur<br />

mit der Konsequenz, dass in absehbarer Zeit die Unternehmen mit einem geringeren<br />

Angebot an ausbildungswilligen Jugendlichen und Facharbeitskräften rechnen müssen.<br />

Die Zahl der Ausbildungsanfänger im Handwerk ist seit 2000 deutlich zurückgegangen.<br />

Sorgen bereiten auch zahlreiche Ausbildungsabbrecher. Beklagt wird zudem die schulische<br />

Vorbildung der Lehrlinge; der Anteil der Abiturienten ist nach wie vor im Vergleich<br />

zu anderen Wirtschaftsbereichen niedrig (Dürig 2000).<br />

Die Entwicklung des Handwerks war stets stark durch institutionelle Faktoren – speziell<br />

die Handwerksordnung – bestimmt. Die ordnungspolitische Diskussion um Für und<br />

Wider des „Großen Befähigungsnachweises“ füllt inzwischen ganze Bibliotheksregale.<br />

Sie hat indessen, wie jüngste Stellungnahmen zeigen, keineswegs an Aktualität verloren<br />

(z.B. Deregulierungskommission 1991, Monopolkommission 1998, 2001, Albach 1992,<br />

Donges 1992). In einer früheren Untersuchung des <strong>RWI</strong> wurde der große Befähigungsnachweis<br />

sehr kritisch bewertet (Schlaghecken 1969: 111-118). In einer späteren Arbeit<br />

(Klemmer und Schrumpf, 1999) wuden dann einschlägige theoretische Argumentationen<br />

zu Pro und Contra der Meisterpflicht untersucht und die Autoren kamen in ihrer

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