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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IX: Europäischer Vergleich 421<br />

einmal als solches zur Kenntnis zu nehmen ist. Natürlich stellt sich hier auch die von<br />

den Autoren der zitierten Ifo-Studie aufgeworfene Frage, inwieweit das Erhebungsverfahren<br />

der OECD geeignet ist, die preislichen Dimensionen eines höchst komplexen<br />

Baugeschehens adäquat zu erfassen. Die von der OECD angewandte Methode zur Erfassung<br />

der Baupreise mag verbesserungswürdig sein, der Hinweis auf die Komplexität<br />

des Baugeschehens kann indessen den Verzicht auf Preisvergleiche oder auch deren<br />

Ersetzung durch subjektive Experteneinschätzungen nicht rechtfertigen.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass die oft geäußerte Annahme, in Deutschland sei das Bauen<br />

im internationalen Vergleich extrem teuer, nicht unbesehen übernommen werden kann.<br />

Die internationalen Baukostenvergleiche von Gardiner & Theobald – einer britischen<br />

Consulting, deren Baukostenübersichten auch durch das britische Wirtschaftsministerium<br />

verbreitet werden (z.B. DTI 2002) – deutet z.B. darauf hin, dass das Bauen in den<br />

Niederlanden in den meisten Baukategorien relativ teuer ist.<br />

Im Wohnungsbau, auf den die meisten Beobachter Bezug nehmen, mögen sich die<br />

Dinge allerdings anders darstellen. Tabelle IX-14 präsentiert die Baupreiserhebungen<br />

<strong>für</strong> ausgewählte Baukategorien. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass die Baupreise<br />

sich in einem weiten Spektrum bewegen. Es bestehen enorme Unterschiede zwischen<br />

Bauobjekten und Standorten. Zudem differieren die Preise auch sehr stark innerhalb<br />

jeder Baukategorie. Der Vergleich von Baupreisen stellt sich, so zeigt sich hier, angesichts<br />

der großen Heterogenität der Bauten und sehr unterschiedlicher landesüblicher<br />

Bauweisen als überaus kompliziert dar, und Preisstatistiken sind mit großer Vorsicht zu<br />

interpretieren.<br />

Dies zeigt sich z.B. auch an dem in Tabelle IX-15 angeführten Zahlenmaterial. Wohnbauten<br />

in Frankfurt/Main sind danach extrem teuer. Für das vorausgehende Jahr hatten<br />

Gardiner & Theobald indessen <strong>für</strong> Frankfurt noch eine Spanne von 862 bis 1088 €/m 2<br />

angegeben (DTI 2002: 203). Die Wechselkursentwicklung von Pfund Sterling und Euro<br />

erklärt allenfalls einen kleinen Teil der Diskrepanz, der weitaus größere dürfte hier wohl<br />

auf Erhebungsfehler zurückgehen. Extrem hohe Baupreise in Frankfurter City-Lagen<br />

wären allerdings auch durch die dort nach wie vor hohen Bodenpreise erklärbar.<br />

Dass das Bauen in Großbritannien besonders kostspielig ist, erklärt sich aus der jüngsten<br />

stürmischen Aufwärtsentwicklung des britischen Immobilienmarktes. Man spricht<br />

hier wohl zu Recht von einer „Betonblase“ (KfW 2003: 2-4). Nach dem starken Preisanstieg<br />

der zurückliegenden Jahre sind die Bodenpreise insbesondere in Londoner City-<br />

Lagen exorbitant hoch, was das extrem hohe Baupreisniveau im Großraum London erklärt.<br />

Über Baupreise lässt sich nicht sinnvoll reden, solange nicht die „Bauqualität“ berücksichtigt<br />

wird. Hinter dem Qualitätsbegriff verbirgt sich ein breites Bündel von technischen<br />

Bauattributen, dessen Ausgestaltung zwangsläufig erheblichen Einfluss auf die<br />

Baupreise hat (Geiger 1994; Weeber + Partner 2001). Das deutsche Baugewerbe präferiert<br />

– hierzu ermutigt durch eine Vielzahl von gesetzlichen wie fakultativen Normie-

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