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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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102 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

im Baubereich kaum eine realistische Alternative zur gesetzlichen Verankerung der<br />

Mindestlöhne gegeben hat.<br />

4. Fazit zur Ex-post-Analyse<br />

Der anhaltende Schrumpfungsprozess des deutschen Handwerks ist durch das Zusammenwirken<br />

eines Bündels ungünstiger struktureller und konjunktureller Einflüsse zu<br />

erklären, die sich teilweise gegenseitig verstärken. Stärker als in der Vergangenheit wird<br />

heute sichtbar, das sich das Handwerk überwiegend auf Märkten bewegt, deren Expansionschancen<br />

begrenzt sind, während es – schon per institutioneller Definition – in den<br />

dynamischen Wirtschaftsbereichen der „wissensbasierten Ökonomie“ praktisch nicht<br />

präsent ist.<br />

Überdies wirken sich jetzt <strong>für</strong> das Handwerk negative strukturelle Wandlungen stärker<br />

aus, die sich bereits seit längeren angebahnt hatten. Die Produktionsanteile der großen<br />

Unternehmen sind, nachdem der KMU-freundliche Nachfrageimpuls der Wiedervereinigung<br />

verebbt ist, wieder – wie zuvor schon in den achtziger Jahren – auf breiter Front<br />

im Vormarsch. Hier<strong>für</strong> sind unterschiedliche Faktoren verantwortlich wie z.B. die<br />

Strukturveränderungen in der industriellen Zulieferwirtschaft, die Fusionswelle der<br />

neunziger Jahre und das Vordringen großer Unternehmen auf die lokalen Märkte.<br />

Die Restrukturierung der Zulieferketten in der industriellen Zulieferwirtschaft, insbesondere<br />

der Automobilindustrie, begünstigt eher große Zulieferunternehmen und geht<br />

zu Lasten der kleinen und mittelgroßen Zulieferer, unter denen die zuliefernden Handwerksunternehmen<br />

vor allem zu finden sind. Aufgrund der technologischen Entwicklung<br />

(Möglichkeiten der Datenvernetzung) sind auch lokale Märkte nicht mehr <strong>für</strong> große<br />

Unternehmen Tabu, sondern die Möglichkeiten eines wirtschaftlich attraktiven Engagements<br />

auf solchen Märkten haben sich <strong>für</strong> diese bedeutend verbessert. Die von vielen<br />

erwartete „KMU-Renaissance“ findet (zumindest einstweilen) nicht statt, sondern<br />

die neue technologische Ära begünstigt zunächst die in den neunziger Jahren erfolgreich<br />

restrukturierten Großunternehmen.<br />

Der wichtigste Baustein <strong>für</strong> das Verständnis der höchst ungünstigen Entwicklung des<br />

Handwerks in den zurückliegenden Jahren ist zweifellos die Baukrise. Diese ist, soweit<br />

sie durch den Verlauf des Transformationsprozesses in Ostdeutschland (stürmische Expansion<br />

des Bausektors in den frühen, Abbau der entstandenen Überkapazitäten in den<br />

späten neunziger Jahren) hervorgerufen wurde, eindeutig struktureller Natur. Strukturelle<br />

Ursachen werden allerdings dadurch verstärkt, dass die westdeutsche Bauwirtschaft<br />

1996 in die Abschwungphase des zu beobachtenden acht- bis zehnjährigen Bauzyklus<br />

eingetreten ist.<br />

Konjunkturell sieht sich das Handwerk wie andere, stark auf die Bedürfnisse des Endverbrauchers<br />

hin orientierte Segmente der Wirtschaft wie z.B. der institutionelle Einzelhandel,<br />

durch das konjunkturelle Verlaufsmuster der zurückliegenden Jahre benachteiligt.<br />

Vor allem die zögerliche Entwicklung der Binnennachfrage, insbesondere des Pri-

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