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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel VII: Strategien und Anpassungsprozesse auf betrieblicher Ebene 325<br />

und gegebenenfalls welche Mängel beanstandet werden. Ökologische Kriterien bei der<br />

handwerklichen Produktion werden demnach nicht in allen Betrieben beachtet, obschon<br />

ihre Anwendung nicht nur aus umweltpolitischen Gründen zu be<strong>für</strong>worten wäre. Im<br />

Gegenteil bietet die ökologische Produktion auch die Möglichkeit eines zusätzlichen<br />

„Qualitätsausweises“ und damit eines Wettbewerbsvorsprungs, wie es bereits etliche<br />

Handwerker erkannt haben und wie es im nächsten Abschnitt ausgeführt wird.<br />

6. Strategisches Optionsfeld „Märkte“<br />

6.1. Neue Markt- und Aktivitätsfelder? Handwerk und Umweltschutz<br />

Den innerbetrieblichen Belastungen durch erhöhte Umweltschutzanforderungen stehen<br />

seit Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts auch Chancen bei der Besetzung und<br />

Gestaltung neuer Märkte bzw. Aktivitäten gegenüber (vgl. dazu auch Kapitel VI). Zur<br />

sich entwickelnden Umweltwirtschaft zählen beispielsweise der Maschinenbau, die<br />

Produktion/Installation/Wartung elektrotechnischer Anlagen, das Baugewerbe, die Textilbranche<br />

und das Lebensmittelgewerbe. Man kann die Definition auch auf den Verkehrssektor,<br />

den weiten Bereich ingenieurtechnischer Dienste bis hin zur umweltpädagogischen<br />

Arbeit ausdehnen (Lemke, Wackerbauer 2000).<br />

Das NIW (2002) bezieht seine Untersuchungen zur Umweltwirtschaft in Niedersachsen<br />

auf „.. all jene Unternehmen, die Güter und Dienstleistungen zur Vermeidung, Verminderung<br />

oder Beseitigung von Umweltbelastungen anbieten.“ (NIW 2002: 4). Als Teilbereiche<br />

werden von den Autoren zumeist die Lärmbekämpfung, die Reinhaltung der<br />

Luft, Gewässerschutz und Abfallentsorgung/Recycling benannt. Oft wird auch der Bereich<br />

ökologisches Bauen/Sanieren/Restaurieren hinzugerechnet. Hinsichtlich der Lebensmittel-<br />

und Konsumgüterproduktion differieren die Auffassungen darüber, ob und<br />

wie sie der Umweltwirtschaft zugeordnet werden kann.<br />

Bereits diese kursorische Aufzählung vermag die mit der Einführung ökologischer Prinzipien<br />

verbundenen neuen Aktivitätsfelder zu verdeutlichen (vgl. dazu im Detail auch<br />

Kapitel VI dieses Bandes). Allerdings lässt sich der Anteil des Handwerks nur schwer<br />

messen. Es liegen nur wenige Daten und Studien darüber vor, inwieweit das Handwerk<br />

an den sich ergebenden neuen Marktchancen partizipiert. So gibt es beispielsweise zur<br />

Stellung des Handwerks in den Umweltmärkten keine bundesweit einheitlich erhobenen<br />

Daten, weshalb die Autoren der vorliegenden Untersuchung auf Studien zur Situation in<br />

Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zurückgreifen. Zur Frage der Beschäftigungseffekte<br />

liegen hingegen gesamtdeutsche Studien vor, die sich jedoch nur auf ausgewählte<br />

Branchen beziehen. Für die neunziger Jahren beziffern die führenden <strong>Wirtschaftsforschung</strong>sinstitute<br />

die Beschäftigung im Umweltschutzsektor bzw. die umweltschutzinduzierte<br />

Beschäftigung auf knapp eine Million Arbeitsplätze (Horbach et al. 2001; Projektgemeinschaft<br />

1996). Das NIW (2002) orientiert sich sogar an Schätzungen, die auf<br />

1,3 Mill. Beschäftigte hinauslaufen. Horbach et.al (2001) geht dabei von einem Anteil<br />

des Handwerks in Höhe von rund 200.000 Arbeitsplätze aus, d.h. rund 23 % von<br />

912.000 Umweltbeschäftigten.

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