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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 207<br />

geringerem Maße, da hier vor allem bei nicht abschlussorientierten Maßnahmen in der<br />

Regel schneller auf aktuelle Trends reagiert werden kann – die Fortbildung. Als konzeptionelle<br />

Schwächen etablierter Berufsbilder nennt beispielsweise Spöttl (2000: 206) den<br />

fehlenden bzw. einseitigen Bezug zu den tief greifenden technischen Wandlungen in der<br />

Wissensgesellschaft; des Weiteren die Orientierung der vermittelten Tätigkeiten nach<br />

dem Verrichtungsprinzip, so dass die Ausbildung damit tatsächliche Arbeitszusammenhänge<br />

weitgehend ausblendet, sowie die Ausrichtung der Berufsfelder an der Fachsystematik<br />

von Technikwissenschaften, womit die faktischen Aufgabenstrukturen der Arbeitswelt<br />

vernachlässigt werden.<br />

Die Gestaltung der Berufsbildung im Handwerk steht vor dem Problem, entscheiden zu<br />

müssen, was Facharbeiter wissen und können müssen, um konkrete Arbeitsprozesse<br />

erfolgreich bewältigen zu können. Im Blick auf die Entwicklung von Berufen und die<br />

inhaltliche Ausgestaltung von Berufsbildern, Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen<br />

zeigen sich mehrere Schwächen, die eine Revision der Formulierung von Berufsbildern,<br />

Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen erfordern.<br />

Als konzeptionelle Schwächen etablierter Berufsbilder nennt Spöttl (2000: 206):<br />

– Bildung von Berufsbildern an der Oberfläche des technischen Wandels oder zu einseitiger<br />

Technikbezug;<br />

– Berufe als Bündelung von Tätigkeiten nach dem Verrichtungsprinzip, die nach einem<br />

Analyse-Synthese-Verfahren erstellt werden und damit Arbeitszusammenhänge<br />

weitgehend ausblendet;<br />

– Korrespondenz der Berufsfelder von Industrie- und Handwerksberufen mit der<br />

Fachsystematik von Technikwissenschaften und nicht mit den Aufgabenstrukturen<br />

der Arbeitswelt;<br />

– Diskrepanz zwischen Inhalten von Berufsbildern und betrieblichen Arbeitsvollzügen.<br />

Vor diesem Hintergrund sind als mögliche Ansatzpunkte <strong>für</strong> Reformen der Ausbildung<br />

im Handwerk zu nennen:<br />

– In der Erstausbildung bietet sich eine stärkere Vermittlung von gewerkeübergreifenden<br />

Fachkenntnissen an, die auch dem Prinzip der Tätigkeitskombination gerecht<br />

werden würde. Damit die Erstausbildung den Erfordernissen in einer wissensbasierten<br />

Ökonomie genügen kann, sollte nicht mehr nur die Orientierung an Berufsbildern<br />

im Vordergrund stehen. Die Herausforderung liegt <strong>für</strong> das Handwerk in der<br />

Entwicklung eines gleichzeitig gewerkeorientierten und -übergreifenden modularen<br />

Ausbildungskonzepts sowohl in der schulischen als auch der berufspraktischen<br />

Ausbildung. Nur so kann den wachsenden Anforderungen an vielseitig und flexibel<br />

ausgebildete Fachkräfte – Stichwort „Multi-Tasking“ – Rechnung getragen werden.

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