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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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212 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

mäßig ausdifferenzierten Betriebsorganisationen strukturimmanente Nachteile gegenüber<br />

größeren Unternehmen zu verzeichnen haben.<br />

− Das überkommene Qualifikationssystem des Handwerks mit seiner Fokussierung<br />

auf die Gesellen- und die Meisterprüfung ist wenig geeignet, die zunehmende Distanz<br />

zwischen „trivialen“ Handwerkstätigkeiten und hochqualifizierten Tätigkeiten<br />

der Wissensgesellschaft zu überbrücken.<br />

− Das Handwerk ist im volkswirtschaftlichen Leistungsprozess überwiegend an idealer<br />

Stelle platziert, um eine Mittlerfunktion im Innovationsdiffusionsprozess zu erfüllen.<br />

Handwerksunternehmen bewegen sich überwiegend in solchen Branchen, die längst<br />

nicht mehr an der Front des technischen Fortschritts stehen. Eher konventionelle<br />

Technologien überwiegen, High-Tech wird aus anderen Branchen importiert. Nur gelegentlich<br />

„verirren“ sich einige Rollenbetriebe in Tätigkeitsfelder, die mit ihrem Herkunftsgewerbe<br />

nichts mehr gemein haben (z.B. eine Softwarefirma handwerklichen<br />

Ursprungs). Solches Tun ist aus volkswirtschaftlicher Sicht zu begrüßen, <strong>für</strong> die Analyse<br />

des Handwerks hat es indessen keine Bedeutung. Dies heißt freilich nicht, dass in<br />

denjenigen Wirtschaftszweigen, in denen die Handwerksbetriebe mehrheitlich platziert<br />

sind, kein technischer Fortschritt stattfände. Nur geht es bei diesem um anderes als in<br />

den High-Tech-Sektoren. Produktentwicklungen sind überwiegend eher konservativer,<br />

inkrementaler Natur. Die These von der Verkürzung der Produktlebenszyklen ist <strong>für</strong><br />

diese Wirtschaftsbereiche stark zu relativieren bzw. trifft in einigen Fällen überhaupt<br />

nicht zu (vgl. hierzu Kapitel IV).<br />

Das in den meisten vom Handwerk dominierten Wirtschaftszweigen vorherrschende<br />

Innovationsregime ähnelt sicher mehr dem in der Innovationsforschung diskutierten<br />

„routinebasierten“ als dem „unternehmerischen“ Innovationsregime (vgl. Malerba, Orsenigo<br />

1995) . Mit dem Unterschied allerdings, dass die Innovationsforschung unter<br />

dem ersteren ein Innovationsumfeld versteht, das stark durch die Dominanz weniger<br />

großer Marktakteure – durch oligopolistische Strukturen – geprägt ist. Von einem solchen<br />

kann natürlich in den hier angesprochen Sektoren im strengen Sinn keine Rede<br />

sein. Es sei denn, man meint die Marktsituation auf lokalen Märkten, in der die gesicherte<br />

Präsenz einiger weniger handwerklicher Anbieter eine innovative Marktbearbeitung<br />

seitens der alteingesessenen Firmen verhindert.<br />

Die <strong>für</strong> das Handwerk branchenspezifischen Innovationskontexte sind allerdings unterschiedlich<br />

beschaffen. Die bauwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten z.B. lassen sich<br />

nicht mit der automobilen Wertschöpfungskette oder derjenigen der Medizintechnik<br />

oder der Erbringung von Gesundheitsleistungen (z.B. Zahntechniker) vergleichen. Im<br />

Allgemeinen trifft jedoch zu, dass die Handwerksbetriebe eher in den peripheren Bereichen<br />

der Wertschöpfungsketten situiert sind. Im Kfz-Gewerbe z.B. fungieren die<br />

Handwerksbetriebe als Distributoren und als Erbringer von kundennahen Dienstleistungen,<br />

die zum Teil stark von den Produktherstellern kontrolliert werden. Im Bauhauptgewerbe<br />

sehen sich kleinere Unternehmen in Zeiten eines zunehmenden Vertragsunter-

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