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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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432 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Fehér 1997: 30-37). Diese waren im Handwerk und generell in kleineren Unternehmen<br />

zwar deutlich geringer als in der Industrie. Aber immerhin erwies sich auch hier die<br />

berufliche Erstausbildung <strong>für</strong> die Mehrzahl der ausbildenden Betriebe als „schlechtes<br />

Geschäft“. Die durchschnittlichen jährlichen Bruttokosten (16 491 DM) überstiegen die<br />

Erträge (14 342) merklich, so dass sich pro Auszubildenden und Ausbildungsjahr Nettokosten<br />

von 2 149 DM ergaben.<br />

Die jüngste BIBB-Untersuchung <strong>für</strong> 2000 bestätigt diese Befunde. Für alle Gewerke<br />

wurde ein Überschuss der betrieblichen Bruttokosten über die Erträge des Lehrlingseinsatzes<br />

konstatiert (Beicht u.a. 2003: 64). Die durchschnittlichen Nettokosten waren relativ<br />

niedrig bei den Elektroinstallateuren (1 727 € pro Auszubildenden und Jahr) und den<br />

Gas- und Wasserinstallateuren (2 117 €) und um einiges höher bei den Augenoptikern<br />

(3 345 €). Hier geht es immerhin um Beträge einer Dimension, die an anderer Stelle in<br />

der mittelstandspolitischen Diskussion in den zurückliegenden Jahren Anlass von erbitterten<br />

Kontroversen waren – vgl. zum Beispiel die Diskussion um die Kammerbeiträge,<br />

über die möglichen höheren Zinsbelastungen <strong>für</strong> ungünstig eingestufte Kreditnehmer im<br />

Ergebnis von Basel II oder die Diskussion um Bürokratie- und Statistikbelastungen der<br />

Unternehmen. Nun könnte man – und das BIBB tut dies auch – an dieser Stelle auf den<br />

Nutzen verweisen, der den ausbildenden Betrieben an dieser Stelle durch die Kostenersparnisse<br />

bei der Personalrekrutierung erwachse. In der Tat treten solche Kosteneinsparungen<br />

auf, so dass sich ein vordergründig defizitäres Ausbildungsengagement <strong>für</strong> das<br />

ausbildende Unternehmen auf lange Sicht durchaus lohnen könnte.<br />

Zweifel bleiben hier allerdings daran, ob diese Erklärung mit den arbeitswirtschaftlichen<br />

Realitäten in handwerklichen Klein- und Mittelbetrieben vereinbar ist. Zwar verbleibt<br />

ein ansehnlicher Teil der Handwerkslehrlinge nach abgeschlossener Ausbildung<br />

im Ausbildungsbetrieb, die Quote derjenigen, die diesen verlassen, ist aber im Durchschnitt<br />

weit höher als in der Industrie (Schwerdt, Bender 2003: 46-58, insbes. 51). Auch<br />

ist die Bereitschaft der Handwerksbetriebe, gute Lehrlinge zu halten, wohl nicht sehr<br />

ausgeprägt und ein Arbeitsplatzwechsel von Gesellen zwischen den Handwerksbetrieben<br />

sehr verbreitet. Unter diesen Umständen stellen sich die Aussichten auf mögliche<br />

langfristige Kosteneinsparungen durch den Screeningprozess der Ausbildung eher bescheiden<br />

dar. Warum also bilden die Handwerksbetriebe angesichts dieser Kosten-<br />

Ertrags-Relationen in einem solchen Maße aus? Liegt hier nicht ein Beweis <strong>für</strong> die Wirkung<br />

außerökonomischer Antriebsfaktoren bei der handwerklichen Berufsausbildung<br />

vor?<br />

Erhebliche Zweifel an der Stichhaltigkeit der angesprochenen Berechnungen bleiben.<br />

Die Messung der produktiven Leistungen der Auszubildenden stellt sich als schwierig<br />

dar und es bestehen Zweifel, ob das angewandte Verfahren geeignet ist, die Erträge des<br />

Einsatzes der Auszubildenden hinreichend zu erfassen. Eine systematische Unterschätzung<br />

der Erträge erscheint immerhin möglich. Die Autoren der erstzitierten Studie weisen<br />

selbst darauf hin, dass sich bei der Befragung der Unternehmen bezüglich der Erträge<br />

leicht Verzerrungen einstellen könnten (Bardeleben, Beicht, Fehér 1997: 38-39).<br />

Eine systematische Unterschätzung des Beitrages der Auszubildenden zum Betriebser-

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