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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 195<br />

Etwas anders nehmen sich die Dinge freilich aus der (Branchen-) Perspektive des<br />

Handwerks oder richtiger der von diesem Selektionseffekt besonders betroffenen<br />

Handwerkszweige aus. Die durchschnittlich niedrige Qualifikation der Auszubildenden<br />

wirkt sich belastend auf die Ausbildung aus, verursacht den Betrieben zusätzliche Kosten.<br />

Gleichzeitig ist auch davon auszugehen, dass die mit dem Einsatz der Auszubildenden<br />

verbundenen Erträge dadurch geschmälert werden, wenn unseres Wissens hierzu<br />

auch keine empirischen Befunde vorliegen. Noch kritischer aus der Sicht des jeweiligen<br />

Gewerks ist das Verdikt, das mit einem solchen Berufswahlverhalten der Schulabgänger<br />

über Attraktivität und indirekt auch wirtschaftliche Zukunftsaussichten des betreffenden<br />

Handwerks gesprochen wird. Gravierend ist auch der aus diesem Selektionsprozess resultierende<br />

fehlende Zustrom von Qualifikation, Talent und Unternehmensgeist ins<br />

Handwerk.<br />

Die Möglichkeiten einer Gegensteuerung gegen diese Entwicklung seitens der betroffenen<br />

Gewerke sind durchaus begrenzt. Sicher geht ein steuernder Einfluss auf die Wahl<br />

des Berufsausbildungsbereichs von den unterschiedlichen, im Handwerk eher niedrigen<br />

Ausbildungsvergütungen aus. Größere Spielräume <strong>für</strong> eine Steigerung der Vergütungen<br />

dürften in den meisten Fällen, so im wirtschaftlich gebeutelten Baugewerbe, nicht vorhanden<br />

sein. Erinnert sei daran, dass die Ausbildungsvergütungen in Deutschland deutlich<br />

höher sind als z.B. in der Schweiz (vgl. Kapitel IX) – trotz des höheren Einkommensniveaus<br />

der helvetischen Wirtschaft. Aufwändige Werbekampagnen sind uneffektiv,<br />

wenn Handwerksbetriebe nicht adäquate Ausbildungsbedingungen und Perspektiven<br />

bieten können. Grundsätzlich dürften Werbeaktionen ein untaugliches Mittel da<strong>für</strong> sein,<br />

fehlende ökonomische Anreize zu kompensieren. Ein wichtiges Instrument <strong>für</strong> eine<br />

Wissens- und Talentzufuhr ins Handwerk ist natürlich die nunmehr durch die Novelle<br />

des Handwerksrechts erzwungene Öffnung der Anlage A-Gewerke <strong>für</strong> hochqualifizierte<br />

Quereinsteiger.<br />

3.5. Ausländische Auszubildende im Handwerk<br />

Im Jahr 2000 verließen knapp 77 900 ausländische Schüler die allgemein bildenden<br />

Schulen Deutschlands. 19,9 % von ihnen beendeten ihre schulische Laufbahn, ohne<br />

einen Abschluss erworben zu haben. 40,1 % schafften den Hauptschulabschluss und<br />

29 % den Realschulabschluss. Die allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife<br />

erlangten 11,1 %. Hinzu kamen insgesamt 18.400 Absolventen der beruflichen<br />

Schulen, die an ihrer jeweiligen beruflichen Schulart zusätzlich zum beruflichen einen<br />

allgemein bildenden Abschluss verliehen bekamen (KMK 2002: 53). Nun wäre eine<br />

nahe liegende Annahme. dass der Anteil ausländischer Jugendlicher unter den Auszubildenden<br />

im Handwerk entsprechend ihrem Anteil an den Absolventen von Haupt- und<br />

Realschulen im Handwerk relativ hoch sei. Die Statistik zeigt jedoch ein differenziertes<br />

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