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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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224 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

− Betriebe des sog. Qualifikationstyps 2 (Meisterbrief und zusätzlichen Qualifikation<br />

unterhalb des FH-Abschlusses) weisen die höchste Wahrscheinlichkeit auf, neue<br />

Produkte bzw. Serviceleistungen in ihre Angebotspalette aufzunehmen. Dabei handelt<br />

es sich in hohem Maß um Angebote die ausschließlich <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

neu sind. Aber auch bezüglich originärer Innovation im Sinne einer Marktneuheit<br />

liefern erzielt diese Gruppe besonders gute Ergebnisse.<br />

Bei Interpretation dieser Resultate ist Vorsicht geboten. Sie scheinen der eingangs formulierten<br />

Hypothese von einer „Überlegenheit“ der Unternehmen mit akademisch gebildeten<br />

Inhabern zu widersprechen. Vielleicht gelingt es Betriebsinhabern des zweiten<br />

Typs tatsächlich in besonderem Maße, handwerklich-technisches Wissen und Können<br />

mit – im Rahmen einer Zusatzqualifikation erworbenen – betriebswirtschaftlichen<br />

Kenntnissen zu kombinieren. Denkbar wäre aber auch, dass (Fach-) Hochschulabsolventen<br />

höhere Ansprüche an die Einstufung von Prozessen und Produktvarianten als<br />

„Innovation“ stellen. Auch ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass die betrieblichen<br />

Kontexte, in denen sich Innovationsverhalten vollzieht, gravierend voneinander unterscheiden<br />

– mit anderen Worten, dritte Faktoren können die „Innovationsperformance“<br />

der Qualifikationsgruppen stark beeinflusst haben oder es können gruppenspezifische<br />

Eigenheiten des Antwortverhaltens der Befragten im Spiel gewesen sein.<br />

Einen weiteren Ansatzpunkt zur Erklärung dieses Befundes stellt die Branchenzugehörigkeit<br />

der befragten Unternehmen dar. Rund 63 % bzw. 74% der Unterne hmen aus den<br />

sog. Qualifikationsgruppen 3 und 4 gehören der Bau- bzw. der Elektro-/Metallbranche<br />

(einschl. den Ausbaugewerken) an. Gerade die Bauhandwerke stellen jedoch, wie nachfolgend<br />

gezeigt wird, bei weitem nicht das innovativste Segment der Handwerkswirtschaft<br />

dar. Das liegt u.a. in der Natur der bautypischen Prozesse zur Leistungserstellung<br />

begründet. Im Gegensatz zu diesen beiden Qualifikationsgruppen sind die Unternehmen<br />

des zweiten Typs nur zu 58 % in den Gewerbezweiggruppen I und II vertreten. Da<strong>für</strong><br />

sind sie mit insgesamt 31 % am stärksten in den Gewerbezweiggruppen III (Holzgewerbe)<br />

und VI (u.a. Gesundheitshandwerke) präsent. Hier bestehen - als Resultat des Zusammenspiels<br />

von technischen Entwicklungen und innovationsorientierter Nachfrage –<br />

günstige Rahmenbedingungen <strong>für</strong> findige Unternehmer.<br />

Abschließend sei erwähnt, dass im Hinblick auf die Nutzung von IuK-Technik keine<br />

signifikanten Unterschiede zwischen den Qualifikationsgruppen zu beobachten waren.<br />

Allerdings liefern die Ergebnisse der Analyse erste Hinweise auf den Umstand, dass bei<br />

Unternehmen die von „reinen“ Meistern geführt werden, die IuK-Technik in geringstem<br />

Umfang zum Einsatz gelangt.<br />

4.3.4. Differenzierungen II: Gewerke, Gewerbezweiggruppen,<br />

funktionalen Gruppen<br />

Die Ergebnisse zahlreicher Studien aus der Innovationsforschung weisen darauf hin,<br />

dass sich Innovationsmuster nicht nur hinsichtlich der Betriebsgröße sondern auch in<br />

Bezug auf die Branchenzugehörigkeit stark unterscheiden (Dosi 1988, Pavitt 1984).

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