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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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328 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Hier spielen beispielsweise Lebensmittelhandwerker eine tragende Rolle, v.a. wenn sie<br />

auf die Nutzung regionaler Vorprodukte, auf deren Verarbeitung nach traditionellen<br />

Methoden und auf die Herstellung einer großen Transparenz gegenüber der Kundschaft<br />

abzielen, ohne dass dabei notwendigerweise Bioprodukte hergestellt werden müssen.<br />

Auch die Vertreter des Schreiner- und Glasergewerbes können einen wichtigen Part<br />

übernehmen. Gerade bei der ökologischen Sanierung historischer Gebäude, aber auch<br />

bei Bauvorhaben im Zusammenhang mit Natur-/ Landschaftsschutzgebieten oder im<br />

traditionellen Möbelbau bieten sich viele Möglichkeiten, eine ökologische Produktion<br />

umzusetzen. Die Realisierung derartiger Strategien lässt sich zunehmend bei Unternehmen<br />

beobachten, welche in kulturhistorisch wie landschaftlich attraktiven Regionen<br />

angesiedelt sind. Allerdings fehlt es in allen diesen Bereichen an systematischen Untersuchungen,<br />

die eine Abschätzung der Chancen und Risiken erlauben und Handwerksunternehmen<br />

strategische Optionen aufzeigen können.<br />

6.2. Vertriebs- und Absatzwege<br />

Je nach Marktorientierung und Standort bieten sich in den jeweiligen Handwerkszweigen<br />

ganz verschiedene Betriebstypen an, um Produktion und vor allem den Vertrieb der<br />

handwerklichen Leistung zu organisieren. Nach wie vor – und dies wird häufig mit<br />

Blick auf einzelne große Handwerksunternehmen wie Fielmann in der Augenoptik oder<br />

Kamps im Bäckergewerbe verkannt – ist der Einzelbetrieb im Handwerk vorherrschend.<br />

Nach der Handwerkszählung 1995 hatten 93,1 % der Handwerksunternehmen lediglich<br />

eine Arbeitsstätte, 6,2 % hatten zwischen zwei und vier Arbeitsstätten und nur 0,6 %<br />

mehr als 5.<br />

Der Grad der Mehrbetrieblichkeit ist dabei in den Handwerkszweigen recht unterschiedlich<br />

verteilt. Schaut man sich die Liste derjenigen Handwerkszweige an, in den Mehrbetriebsunternehmen<br />

einen im Vergleich zum Gesamthandwerk überdurchschnittlichen<br />

Anteil haben, dann liegen die Hörgeräteakustiker und die Orthopädiemechaniker ganz<br />

vorne (Tabelle VII-4). Im Hörgeräteakustikerhandwerk haben 40,5 % aller Unternehmen<br />

mehr als zwei Arbeitsstätten. Arbeitsstätten können, müssen aber nicht mit Filialen<br />

oder Zweigstellen identisch sein. Im Bäckerhandwerk kann beispielsweise eine Arbeitsstätte<br />

die Zentrale der Backproduktion sein, während andere Arbeitsstätten als Verkaufsstellen<br />

dienen. Das Fleischerhandwerk liegt in dieser Aufzählung auch im oberen<br />

Drittel. Einen hohen Anteil an Unternehmen mit mehreren Betriebseinheiten vermutet<br />

man auch bei Textilreiniger, wobei hier zahlreiche Annahmestellen zu Buche schlagen.<br />

Im Vulkaniseurhandwerk sind ebenfalls Namen von Unternehmen bekannt, die überregional<br />

tätig sind. Hier dürften auch Franchisekonzepte eine größere Rolle spielen. Nach<br />

außen weniger auffällig ist die Mehrbetrieblichkeit bei den Konditoren, die zumeist als<br />

Individualisten besonderer Süßwarenkreation auftreten. Doch offenbar macht sich die<br />

Annäherung an das Bäckerhandwerk auch in den Betriebsformen bemerkbar.

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