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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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426 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Regelung unterworfene schulische Ausbildung in staatlichen Berufsbildungseinrichtungen.<br />

Der Lernort Schule dominiert gegenüber betriebspraktischen Ausbildungselementen,<br />

was diesem Ausbildungsmodell den Vorwurf eingetragen hat, es sei zu<br />

praxisfern.<br />

– Deutschland, Österreich, Luxemburg, aber auch Dänemark und (außerhalb der<br />

EU 15) die Schweiz praktizieren dagegen ein bildungsgesteuertes, betriebszentriertes<br />

System der beruflichen Erstausbildung. Dieses duale System der beruflichen<br />

Erstausbildung basiert auf einer engen Verbindung zwischen den Lernorten Betrieb<br />

und Schule.<br />

Diese Klassifikation der beruflichen Bildungssysteme trägt stark idealtypischen Charakter.<br />

In keinem Land Europas ist eines der drei Systeme in reiner Form verwirklicht, sondern<br />

die realen Berufsbildungssysteme vereinen neben dem jeweils dominierenden Ansatz<br />

auch Komponenten der anderen Ansätze in unterschiedlichen Mischungen in sich.<br />

Das in Deutschland praktizierte duale System der beruflichen Bildung genießt in Europa<br />

ein beträchtliches Ansehen, sieht sich allerdings in jüngster Zeit auch wachsender Kritik<br />

ausgesetzt. Die berufliche Erstausbildung sei zu sehr auf konventionelle Berufsbilder<br />

fixiert und hätte Schwierigkeiten damit, sich an moderne technologische Entwicklungen<br />

anzupassen, die angebotenen Ausbildungsgänge hätten daher stark an Attraktivität verloren<br />

(CEDEFOP 1998: 9).<br />

Die Ausbildung sei zu wenig individualisiert und differenziere nicht ausreichend nach<br />

der Vielzahl von beruflichen Einsatzmöglichkeiten in der wissensbasierten Ökonomie.<br />

Elemente, welche die Europatauglichkeit der beruflichen Bildung ausmachen, wie die<br />

Vermittlung solider Fremdsprachenkenntnisse, würden in den Ausbildungsgängen des<br />

dualen Systems sträflich vernachlässigt – was <strong>für</strong> das Handwerk in den Grenzregionen<br />

von Belang sein mag. In jüngster Zeit macht sich in Deutschland in der beruflichen Bildung<br />

zunehmend ein Trend zur Diversifizierung bemerkbar (Westerhuis 2001b: 43;<br />

Sauter 1998). Teile der praktischen Ausbildung werden z.B. in überbetrieblichen Ausbildungsstätten<br />

vermittelt und vielerorts neue Kombinationen von theoretischer und<br />

praktischer Ausbildung entwickelt. Dabei verlieren die vormals im dualen Systemen<br />

klaren Unterscheidungen von Lernorten und Bildungswegen an Gewicht. Angesichts<br />

der Verkürzung des Lebenszyklus der „Lernprodukte“ (Hayes 1998: 117) steht das<br />

Handwerk – wie alle anderen Wirtschaftsbereiche – vor der Herausforderung, herkömmliche<br />

Berufsbildungsgänge und eine breite Palette von Weiterbildungsangeboten<br />

in ein runderneuertes Berufsbildungssystem zu integrieren.<br />

Zunehmend wird auch eine sich verbreiternde Kluft zwischen konventionellen beruflichen<br />

Ausbildungsgängen und den sich neu erschließenden Berufsfeldern der Wissensgesellschaft<br />

beklagt. Dies betrifft nun stark die Rolle des Handwerks in der beruflichen<br />

Erstausbildung in Deutschland. Die Ausbildungsstatistik zeigt <strong>für</strong> die neunziger Jahre<br />

eine deutliche Zunahme des Anteils neuer, mit der informationstechnischen Revolution<br />

verbundener Berufe (Beicht u.a. 2003: 14-24 und 66-67). Das Handwerk ist in diesen<br />

Ausbildungsbereichen – von bescheidenen Ansätzen abgesehen – bislang kaum präsent.

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