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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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126 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Sowohl die europäische Integration als auch die Globalisierung beeinflussen den wirtschaftlichen<br />

Strukturwandel in Deutschland und die Handlungsoptionen der Wirtschaftspolitik.<br />

Letztlich ist jedes Wirtschaftssubjekt von Auswirkungen der angesprochenen<br />

Integrationsprozesse betroffen, z.B. in Gestalt von Einflüssen auf Preisstrukturen,<br />

Einkommen, Standortentscheidungen einzelner Unternehmen sowie Ausgestaltung<br />

der Steuersysteme. Den Unternehmen eröffnen sich im Zuge der Integrationsprozesse<br />

neue Marktchancen. Zugleich sehen sie sich stärker als in der Vergangenheit auf ihren<br />

heimischen Märkten durch Wettbewerber herausgefordert (Bamberger, Wrona 1997).<br />

Freilich sind einzelne Märkte und Marktakteure in sehr unterschiedlichem Maße von<br />

solchen Herausforderungen betroffen. Moderne Industriewirtschaften verfügen über<br />

komplexe, tiefgestaffelte, produktbezogen und räumlich stark ausdifferenzierte Gütermarktsysteme.<br />

Nur ein relativ kleiner, dem Marktvolumen nach aber durchaus bedeutender<br />

Teil der Gütermärkte kann heute tatsächlich als „globalisiert“ gelten. Der Güteraustausch<br />

und Dienstleistungshandel spielt sich indessen in erheblichem Maße auf<br />

räumlich überschaubaren lokalen und regionalen Märkten ab, die zwar eng untereinander<br />

verflochten sind - zum Teil auch über nationale Grenzen hinweg - aber in der Regel<br />

weit von einer vollen Integration entfernt sind (Lageman 1997; Müller, Bang 2002a;<br />

Müller, Reck 1994). Dies ist die eigentliche Domäne des Handwerks und der weitaus<br />

meisten KMU (vgl. Schaubild IV-1).<br />

Die Möglichkeiten des Handwerks, aktiv an der Globalisierung zu partizipieren, sollten<br />

vor diesem Hintergrund realistisch eingeschätzt werden. Ein massives Auslandsengagement<br />

setzt ein Unternehmenswachstum voraus, welches handwerkliche Grenzen<br />

sprengt. Das „transnationale Handwerksunternehmen“ mit Filialen in Übersee ist eine<br />

Chimäre und wäre nur aufgrund der im Kapitel II angesprochen Extremfälle der Eintragungen<br />

in die Handwerksrolle vorstellbar.<br />

Die Befunde der Handwerkszählung 1995 zu den Exportaktivitäten der deutschen<br />

Handwerksunternehmen sind denn auch ernüchternd. Im Jahre 1994 entfielen nur 1,8 %<br />

des Umsatzes der selbständigen Handwerksunternehmen auf Exporte. Das Exportgeschäft<br />

hat mit anderen Worten <strong>für</strong> das Gedeihen der Handwerkswirtschaft nur marginale<br />

Bedeutung. Es wird im Übrigen ganz überwiegend von größeren Handwerksunternehmen<br />

bestritten. Rund 70 % dieser Exporte wurden durch die Handwerksunternehmen<br />

realisiert, die 1994 10 Mill. DM und mehr Umsatz erzielten. Bei den 884 „Handwerksunternehmen“<br />

62 mit 50 Mill. DM und mehr erreichte die Exportquote immerhin 5,4 %.<br />

62 Die Eingruppierung dieser Unternehmen, bei denen es sich wohl ausnahmslos um „Mischbetriebe<br />

handeln dürfte, als „Handwerksunternehmen“ dürfte nicht ganz unproblematisch sein (vgl. hierzu<br />

Kapitel II).

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