10.12.2012 Aufrufe

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 171<br />

Unternehmen der handwerksähnlichen Gewerbe im Wesentlichen auf gleichen Marktfeldern<br />

wie die Unternehmen des Vollhandwerks bewegen.<br />

Dieses Nebeneinander von Vollhandwerk und Handwerksähnlichen fordert zum Vergleich<br />

der Unternehmensdynamiken heraus. Ein solcher auf aggregierten Rollendaten<br />

basierender Vergleich führt zu bemerkenswerten Ergebnissen:<br />

– In den handwerksähnlichen Gewerben wurden in den achtziger und neunziger Jahren<br />

überwiegend hohe positive Gründungssalden erzielt, d.h. der Unternehmensbestand<br />

wuchs stark.<br />

– Die Gründungs- und Liquidationsquoten sind in den handwerksähnlichen Gewerben<br />

im Durchschnitt deutlich höher als im Handwerk.<br />

– Die durchschnittliche Überlebensdauer von handwerksähnlichen Gründungen liegt<br />

weit unter derjenigen von Gründungen im Vollhandwerk.<br />

– Die Strukturen des Gründungs- und Liquidationsgeschehens bei den Handwerksähnlichen<br />

entsprechen den in kleingewerblichen Bereichen üblichen Mustern, das Vollhandwerk<br />

weicht dagegen hiervon gravierend ab.<br />

Der Unternehmensbestand in den handwerksähnlichen Gewerben ist in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten in bedeutendem Maße gewachsen. In Tabelle V-8 wird die Entwicklung<br />

des Bestandes im Vollhandwerk mit jener bei den Handwerksähnlichen in den<br />

neunziger Jahren verglichen. Während die Entwicklung des Unternehmensbestandes im<br />

westdeutschen Handwerk ein Bild relativer Stagnation vermittelt, sind in den handwerksähnlichen<br />

Gewerben starke Zunahmen festzustellen. Dies trifft auch dann zu,<br />

wenn man berücksichtigt, dass die Steigerungen stellenweise durch die Neuaufnahme<br />

von Berufen in die Anlage A (z.B. durch die Novelle 1994) bedingt sind. Erst in jüngster<br />

Zeit ist auch hier – im Zusammenhang mit der Handwerkskrise – eine fühlbare Beruhigung<br />

der Bestandsentwicklung eingetreten. Zurzeit kann nicht (mehr?) von einer<br />

herausragenden „Unternehmensdynamik“ im Sinne von Bestandswachstum in den<br />

handwerksähnlichen Gewerben gesprochen werden, wohl aber von einer hohen Marktfluktuation<br />

(siehe unten).<br />

Erklärungen der Entwicklung des Unternehmensbestandes in den handwerksähnlichen<br />

Gewerben setzen zumeist bei der Artikulierung eines – im Unterschied zum Handwerk<br />

– nicht durch gesetzliche Reglementierung behinderten Gründungswillens an. Extrapolierend<br />

wird hieraus zuweilen geschlossen, im Vollhandwerk käme es beim Fall der<br />

Meisterbarriere zu einer vergleichbar dynamischen Entwicklung des Unternehmensbestandes.<br />

Der ersten Erklärung schließen wir uns weitgehend an. Die daraus abgeleitete<br />

Schlussfolgerung, im Vollhandwerk müsse bei Fall des Meisterzwanges Ähnliches passieren,<br />

können wir in dieser Form nicht mittragen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!