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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 211<br />

wicklung neuer und verbesserter Produkte, durch Einführung neuer Produktionsverfahren,<br />

durch die kreative Nutzung neuer Technologien. Allerdings besagt dies wenig über<br />

das Innovationsverhalten der Handwerksunternehmen im Allgemeinen. Einer solchen<br />

Identifikation von Best Practices liegt vor allem ein didaktisches Motiv zugrunde, bzw.<br />

– wenn staatliches Geld im Spiel ist –, das Bestreben, ein wirtschaftspolitisches Lehrstück<br />

zu inszenieren. Worst Practices, die es ja zweifellos im Handwerk wie in jedem<br />

anderen Bereich der Wirtschaft auch geben muss, interessieren in diesem Zusammenhang<br />

nicht. Sie könnten aber im ungünstigen Fall die Realität des Innovationsgeschehens<br />

trefflicher beschreiben als die Best Practices. Solche Studien bilden also nicht unbedingt<br />

eine geeignete Grundlage <strong>für</strong> Aussagen über das tatsächliche Innovationsgeschehen<br />

im Handwerk.<br />

4.2. Handwerkswirtschaftliche Innovationskontexte<br />

Bei Betrachtung der Innovationstätigkeit erweist sich das Handwerk einmal mehr als<br />

enorm vielgestaltiger und heterogener Wirtschaftsbereich, der pauschale Etikettierungen<br />

nicht zulässt. Hält man sich an das, was im landläufigen Sinne als „Handwerk“ figuriert,<br />

nämlich kleinere Unternehmen mit starker handarbeitlicher Leistungskomponente,<br />

vorherrschender Individual- und Kleinserienproduktion und alltäglichem Kundenkontakt<br />

eines Meisters, der zugleich Inhaber ist, fällt das Urteil über „handwerkliche“<br />

Innovationsprozesse notgedrungen ganz anders aus, als wenn man primär die Großen<br />

der Handwerkswirtschaft, die Kamps, Fielmann, Piepenbrock z.B., im Auge hat.<br />

Auch die seitens der Kammern dem Besucher mit berechtigtem Stolz vorgeführten innovativen<br />

Pionierunternehmen des Handwerks mit beachtlichem „Leistungsrecord“ sind<br />

nicht <strong>für</strong> das Handwerk repräsentativ, sondern wohl eher Ausnahmeerscheinungen. Die<br />

folgenden Ausführungen orientieren sich denn auch eher an der breiten Masse der<br />

Handwerksunternehmen als an einzelnen herausragenden „Erfolgsgeschichten“. Dass<br />

hierbei summarische Urteile notwendig sind, die schon aufgrund der Heterogenität der<br />

Handwerkswirtschaft jederzeit durch einzelne Gegenbeispiele konterkariert werden<br />

können, ist dabei in Kauf zu nehmen.<br />

Das Umfeld, in dem sich handwerkliche Innovationstätigkeit entfaltet, ist maßgeblich<br />

durch folgende Faktoren geprägt:<br />

− Das Handwerk ist im Branchenspektrum der deutschen Wirtschaft ganz überwiegend<br />

in solchen Branchen angesiedelt, die stärker durch konventionelle Technologien<br />

geprägt sind und längst nicht mehr zur „Avantgarde“ des technischen Fortschritts<br />

gehören bzw. dieser niemals zuzurechnen waren.<br />

− In den Wertschöpfungsketten dieser Branchen nehmen die Handwerksbetriebe häufig<br />

einen eher peripheren Platz ein und nur in den seltensten Fällen zentrale Positionen.<br />

− Der technische Fortschritt basiert in der Wissensgesellschaft mehr den je zuvor auf<br />

einem kollektiven Prozess der Wissensgenese, in welchem kleine Unternehmen,<br />

darunter die meisten Handwerksbetriebe, mit einer schwachen Ressourcenbasis und

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