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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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384 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

Die Schwierigkeiten des grenzübergreifenden Vergleichs europäischen Handwerks liegen<br />

also nicht in den wirtschaftlichen Tatsachen begründet, sondern in unterschiedlichen<br />

<strong>Institut</strong>ionen, d.h. in Differenzen der wirtschaftlichen Ordnungen Europas. Die<br />

durch Gesetz, Verwaltungspraxis und Verbandskulturen gepflegten institutionellen Definitionen<br />

des „Handwerks“ unterscheiden sich gravierend (Schleyer 1992: 6-7). Wer<br />

eine auf objektiver Grundlage basierende europäische Statistik sucht, wird vor diesem<br />

Hintergrund arg enttäuscht. Die institutionellen Handwerksbegriffe sind zum Leidwesen<br />

der Statistiker nur bedingt – in den mitteleuropäischen Ländern 114 überhaupt nicht – mit<br />

den üblichen sektoralen, inzwischen in der EU vereinheitlichten Klassifizierungsschemata<br />

der amtlichen Statistik kompatibel. Deren Existenz ist vor allem Ausdruck vielfältiger<br />

regulierender Eingriffe des Staates in bestimmte kleinbetrieblich geprägte Wirtschaftszweige,<br />

die sich keineswegs auf Deutschland bzw. die Ländergruppe der mitteleuropäischen<br />

Tradition der Gewerbepolitik beschränken.<br />

Hier bietet sich also kein geeignetes Feld <strong>für</strong> vorschnelle Versuche einer wissenschaftlichen<br />

Durchdringung der europäischen Handwerksmaterie. Der einzige breiter angelegte<br />

wissenschaftliche Versuch, das europäische Handwerk grenzübergreifend zu analysieren,<br />

wurde unserer Information nach durch das Europäische Beobachtungsnetzwerk<br />

<strong>für</strong> KMU (ENSR) unternommen (ENSR 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, Europäische<br />

Kommission 2000). Beim ENSR handelt es sich um einen von 1993 bis 1997 bestehenden,<br />

von der Europäischen Kommission finanzierten Kooperationsverbund europäischer<br />

Forschungsinstitute, die jeweils Informationen über die Entwicklungen der KMU in<br />

ihrem Land an das federführende <strong>Institut</strong> – EIM Small Business Research and Consultancy<br />

(Zoetermeer) – lieferten. Letzteres integrierte die Länderinformationen in einen<br />

Gesamtbericht. Die Berichterstattung wurde nach einer zweijährigen Unterbrechung im<br />

Jahre 2000 durch die Europäische Kommission wieder aufgenommen (Europäische<br />

Kommission 2000). Sie liegt nunmehr in der Hand der KPMG. Die vorliegenden Berichte<br />

haben dem Handwerk in den meisten Fällen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />

Welches sind nun die wichtigsten Unterschiede in den institutionellen Handwerksbegriffen?<br />

In Tabelle IX–1 werden im Anschluss an die ENSR-Berichte institutionelle<br />

Handwerksdefinitionen im Europa der derzeit noch 15 Mitgliedsländer gegenüber ge-<br />

114 Unter den „mitteleuropäischen Ländern“ werden hier jene vornehmlich deutschsprachigen Länder –<br />

Deutschland, Österreich, Luxemburg, mit Einschränkungen auch die Schweiz – bezeichnet, die starke<br />

historisch bedingte Gemeinsamkeiten in der Entwicklung des Gewerberechts und der Berufsbildungssysteme<br />

aufweisen. Die ostmitteleuropäischen Länder Tschechien, Slowakei und Ungarn bleiben<br />

hingegen ausgeklammert, weil die Entwicklung in ihnen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

durch andere Faktoren dominiert wurde.

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