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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Vorbemerkung<br />

Als das Bundesministerium dem <strong>RWI</strong> den Auftrag erteilte, eine Studie über die „Determinanten<br />

des Strukturwandels im deutschen Handwerk“ zu erstellen, war noch nicht<br />

abzusehen, dass sich die Parameter der handwerksrechtlichen Diskussion in Deutschland<br />

binnen zehn Monaten fundamental verändern würden. Die im ersten Halbjahr 2003<br />

vorgelegte große und kleine Novelle der Bundesregierung zur Neufassung des Handwerksrechts<br />

wie auch die von Bundestag und Bundesrat beschlossenen endgültigen Fassungen<br />

der neuen Gesetze laufen auf eine echte Liberalisierung des Handwerksrechts in<br />

Deutschland hinaus – etwas, was der Deutsche Bundestag mit Zustimmung aller Parteien<br />

in den wiederholten Novellen der Handwerksordnung (HwO) über Jahrzehnte hinweg<br />

vermieden hatte.<br />

Für die Autoren der vorliegenden Studie bedeutet diese Entwicklung eine besondere<br />

Herausforderung. Der Meisterzwang steht im politischen Raum erstmals nach 1953<br />

ernsthaft zur Disposition. Wissenschaftliche Stellungnahmen zu Fragen des Handwerksrechts<br />

sind in einer solchen Situation noch mehr als sonst gefordert, klar zur Sache zu<br />

sprechen, aber auch die realen empirischen „Untiefen“ des Regulierungsproblems, z.B.<br />

die fehlenden empirischen Belege <strong>für</strong> viele der in der ordnungspolitischen Diskussion<br />

immer wieder angeführten vermeintlichen „Tatsachen“ nicht zu verschweigen. Aussagen<br />

im Stile von Schwarz-Weiß-Kategorien dominieren seit vielen Jahrzehnten die Diskussion<br />

um Pro und Contra des großen Befähigungsnachweises. Wissenschaftlich redliche<br />

Antworten sind auf dem Wege eines derartigen „Rasterdenkens“ indessen kaum zu<br />

gewinnen.<br />

Die Autoren haben es sich bei ihrer Antwort auf diese ordnungspolitische Frage nicht<br />

leicht gemacht. Sie haben die verfügbaren empirischen Daten ausgewertet, das deutsche<br />

Handwerk im europäischen Zusammenhang betrachtet und auch die neuere regulierungstheoretische<br />

Diskussion in den Blick genommen. Nimmt man das ordnungspolitische<br />

Postulat ernst, dass Regulierungen stets aufs Neue auf ihren ökonomischen Sinn<br />

hin zu überprüfen sind und dabei ihre Aufrechterhaltung nur mit dem positiven Nachweis<br />

eindeutiger Wohlfahrtsgewinne zu rechtfertigen sei, so bleibt nur ein Schluss: Das<br />

Handwerksrecht ist substanziell zu liberalisieren, das bestehende Regime der Marktzutrittsregelungen<br />

ist durch ein wesentlich auf freiwilligen Qualifikationen basierendes<br />

System zu ersetzen, in dem Kammern und Verbände indessen keineswegs eine geringere,<br />

sondern eine mindest ebenso bedeutende Funktion wahrnehmen würden wie bisher.<br />

Aus Sicht der Autoren drängt die HwO-Diskussion zurzeit andere Themen, welche die<br />

vorliegende Arbeit indessen vor allem behandelt, in den Hintergrund. Es geht um die<br />

Determinanten des Strukturwandels im Handwerk im umfassenden Sinne des Wortes –<br />

und zwar sowohl in seinen gesamtwirtschaftlichen, seinen marktökonomisch-sektoralen<br />

und seinen betrieblichen Dimensionen. Hierbei waren sachliche, durch gründliche Analyse<br />

gewonnene Informationen gefragt, welche die Entwicklungen im Handwerk aus der<br />

Sicht eines neutralen externen Beobachters betrachten. Mancher Ansatz ist vor diesem<br />

Hintergrund wohl recht unkonventionell ausgefallen, z.B. die Kapitel über die „Identität

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