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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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166 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

besonderen staatlichen Reglement, dem dieser Bereich unterworfen ist, und der daraus<br />

resultierenden privilegierten Stellung der Schornsteinfeger.<br />

Schaubild V-2<br />

Überlebensraten der Handwerksgründungen in ausgewählten<br />

Handwerksberufen<br />

1984 bis 1999; fortbestehende Betriebe, in vH<br />

100 100<br />

80 80<br />

60 60<br />

40 40<br />

20 20<br />

0 0<br />

1. Jahr<br />

3. Jahr 5. Jahr 7. Jahr 9. Jahr<br />

Schornsteinfeger Augenoptiker Maler<br />

Kfz-Mechaniker Zimmerer Schneider<br />

Bäcker<br />

Die Verhältnisse im Handwerk insgesamt stellen sich in der wirtschaftlichen Praxis<br />

weitaus normaler dar, als dies eine bisweilen stark ideologisierte öffentliche Diskussion<br />

wahrhaben will. Einige Ursachen der sektoral unterschiedlichen Überlebenschancen der<br />

Handwerksgründungen liegen auf der Hand: Die relativ niedrigen Überlebensraten bei<br />

den Kfz-Technikern spiegeln wohl vor allem das Geschehen bei den freien Werkstätten<br />

wider, zum Teil aber auch den Selektionsprozess unter den Vertragswerkstätten. Das<br />

Schneiderhandwerk sieht sich in Westdeutschland mittlerweile seit Jahrzehnten einem<br />

überaus harten Anpassungsdruck des Wettbewerbs gegenübergestellt. Maßschneiderei<br />

ist in Zeiten einer überaus breit diversifizierten Massenkonfektion aus der Mode gekommen.<br />

Im verbleibenden Höchstpreissegment können nur ganz wenige Handwerksunternehmen<br />

überleben. Für die viel nachgefragten Kleinreparaturen und Änderungen<br />

bedarf es eigentlich keiner Meisterbetriebe, hier hat die handwerksähnliche Änderungsschneiderei<br />

fest auf dem Markt Fuß gefasst.<br />

Dass die unternehmerische Selbstbehauptung im Baugewerbe besonders schwierig ist,<br />

bildet keine neue Erkenntnis. Dies war ungeachtet der derzeitigen Baukrise schon vor<br />

100 Jahren so. Erklärungsbedürftig wäre allerdings der Unterschied zwischen Malern<br />

und Zimmerern. Eine Rolle mag hierbei spielen, dass Zimmerer bei Bauvorhaben involviert<br />

sind, die mit größeren Investitionen verbunden sind. Es besteht also eine relativ<br />

starke Abhängigkeit von wenigen größeren Einzelprojekten. Die Nachfrage nach Malerarbeiten<br />

stellt sich demgegenüber kontinuierlicher dar und ist auf eine weitaus größere<br />

Zahl kleinerer Aufträge verteilt, da Schönheitsreparaturen – nicht zuletzt aufgrund

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