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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IX: Europäischer Vergleich 397<br />

Handwerke in der vorliegenden Novelle der Bundesregierung. Dort, wo – wie in den<br />

Niederlanden – von den Gründungswilligen zusätzlich der Nachweis unternehmerischer<br />

Fachkompetenzen gefordert wird, lassen sich diese auf relativ einfache Weise erwerben.<br />

Die Hürden <strong>für</strong> den Marktzugang sind auch in den gefahrengeneigten Handwerken ungleich<br />

niedriger als in den drei Ländern der mitteleuropäischen Handwerkstradition.<br />

Aus ökonomischer Sicht interessieren vor allem die wirtschaftlichen Effekte der im<br />

Europa der 15 im handwerklichen Bereich praktizierten Regulierungen. Leider fehlen<br />

systematische Studien und die wirklich interessierenden „harten“ Fragen nach den<br />

Wettbewerbsstrukturen auf den vom Handwerk bedienten lokalen Märkten, nach den<br />

Kosten und Nutzen der Einführungen oder natürlich auch einer Abschaffung der geltenden<br />

Regulierungen, nach den Effekten auf Preise, Qualität und Versorgung der Kunden<br />

mit handwerklichen Leistungen wurden niemals im europäischen Rahmen vergleichender<br />

empirischer Studien gestellt. Die Autoren können die Lücke im Rahmen der vorliegenden<br />

Arbeit keinesfalls füllen. Das verfügbare Datenmaterial zum Gründungsgeschehen<br />

und zu den Überlebenschancen der Gründungen, zu den betrieblichen Strukturen<br />

und zur Selbständigkeit sowie zu Preisen und Qualität lässt jedoch zumindest einige<br />

vorsichtige Schlüsse zu, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.<br />

3. Die Größe des Handwerkssektors:<br />

Quantitative Vergleiche auf Basis des CDS-Ansatzes<br />

Kann man, darf man, soll man angesichsts der unterschiedlichen Handwerksdefinitionen<br />

in Europa quantitative Vergleiche des „Handwerks“ in Europa vornehmen. Die Antwort<br />

auf diese Frage fällt leicht und ist aus unserer Sicht zwingend. Man kann nicht nur sinnvolle<br />

Vergleiche ziehen, sondern man ist geradezu aus Gründen intellektueller Redlichkeit<br />

hierzu verpflichtet. Nur so ist eine realistische Betrachtung der Handwerksfrage<br />

überhaupt möglich und nur so lassen sich ideologisch genährte Behauptungen wie z.B.<br />

das deutsche Handwerk sei im europäischen Vergleich besonders stark entwickelt oder<br />

– mit umgekehrten Vorzeichen – besonders notleidend, beides, wohlgemerkt, wegen des<br />

großen Befähigungsnachweises, als substanzlos charakterisieren. Die europäische Perspektive<br />

des vorliegenden Kapitels eröffnet also einen Blick auf das deutsche Handwerk,<br />

welcher <strong>für</strong> das Verständnis desselben unverzichtbar ist. Am Rande sei vermerkt,<br />

dass <strong>für</strong> die „Klassiker“ der deutschen Handwerksforschung, auch diejenigen die der<br />

Einführung des Meisterzwangs positiv gegenüber standen, solche relativierende Vergleiche<br />

selbstverständlich waren (z.B. Wernet 1952).<br />

Doch an welchen Statistiken soll man sich orientieren, wenn „Handwerk“ so unterschiedlich<br />

definiert wird? Das ENSR hat in einem seiner Bände demonstriert (Europäische<br />

Kommission 2000: 75), was man keinesfalls tun darf: die verfügbaren Statistiken,<br />

in denen das Wort „crafts“ oder „Handwerk“ vorkommt, kommentarlos nebeneinanderstellen.<br />

Der Weg zu einer sauberen Analyse führt letztlich über die normale Wirtschaftszweigsystematik<br />

(NACE bzw. WZ 93). Eine triviale Aufgabe also? Leider nicht,<br />

denn europäische Statistiken in der erforderlichen Tiefenstaffelung sind nicht ohne weiteres<br />

verfügbar.

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