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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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298 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

– Die Innovation durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder kann konzernnahe Neugründungen<br />

– von Reiß so bezeichneten Ventures oder Spin-offs – nach sich ziehen<br />

(Picot et al. 1998: 263ff., Warnecke 1993, 1995; Warnecke, Braun 1999).<br />

Das populärste Instrument zur Umsetzung neuer Organisationsstrukturen ist die sogenannte<br />

„schlanke Produktion“. Bezeichnete sie ursprünglich das produktionsorganisatorische<br />

Modell des japanischen Automobilherstellers Toyota, wird der Begriff heute zunehmend<br />

als allgemeines organisatorisches Managementkonzept verstanden, das auf die<br />

systemische Rationalisierung des Wertschöpfungsprozesses unter Einbeziehung aller<br />

seiner Stufen und Komponenten abzielt. Die systemische Rationalisierung stützt sich im<br />

Einzelnen auf die situationsgerechte Anwendung bestimmter Organisationskonzepte<br />

wie Fertigungssegmentierung, Verringerung der Fertigungstiefe und Outsourcing, produktionssynchrone<br />

Beschaffung, Nullpufferprinzip, Gruppenarbeit, produktionssynchrone<br />

Qualitätskontrolle u.ä. (z.B. Pfeiffer, Weiß 1994). Neueste Entwicklungen der<br />

Betriebswirtschaft wie die Diskussion um Business Reengineering und Change Management<br />

sehen die ständige Überprüfung der jeweiligen betrieblichen Strukturen als<br />

Daueraufgabe des Unternehmens.<br />

Die Auswirkungen der neuen Produktionskonzepte auf Handwerksbetriebe lassen sich<br />

unter zwei Gesichtspunkten erfassen: Einerseits stellt sich die Frage nach der Verbreitung<br />

der neuen Produktionskonzepte in den bestehenden Unternehmen. Andererseits<br />

greifen die neuen Produktionskonzepte in die bestehende arbeitsteilige Beziehung zwischen<br />

mittelständischen und großen Handwerksunternehmen und zwischen Handwerks-<br />

und Industriebetrieben ein. Schwierig abzuschätzen ist hingegen die Umsetzung neuer<br />

organisatorischer Konzepte im Handwerk. Auszugehen ist von sektoralen Unterschieden.<br />

So dürften beispielsweise bestimmte produzierende Gewerke in ganz anderem<br />

Ausmaß betroffen sein – allein schon durch den Druck, technische Neuerungen in der<br />

Produktion übernehmen zu müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und darüber die<br />

Organisationsstruktur anzupassen. Zugleich lassen sich erhebliche größenbezogene Differenzierungen<br />

in der Annahme der neuen Produktionskonzepte feststellen, größere Unternehmen<br />

haben sie stärker umgesetzt als kleinere (Fieten et al. 1996).<br />

Generell allerdings dürfte der Einfluss neuer Produktions- bzw. Managementkonzepte<br />

auf die organisatorischen Strukturen von Handwerksunternehmen in den meisten Fällen<br />

krass überschätzt werden. Hierzu trägt bei, dass z.B. frühe Versuche, technologische<br />

Produktionssteuerungssysteme einzuführen, gescheitert sind und erst mit der Geschäftssoftware<br />

neuer Generationen (z.B. von SAP) Softwarelösungen verfügbar sind, die eine<br />

intelligente Nutzung der Computer im Unternehmen und die Erarbeitung gesamtheitlicher,<br />

kundenangepasster Lösungen auch im Handwerk erlauben. Die Implementation<br />

derartiger Softwaresysteme führt dabei zu einer gründlichen Überprüfung der innerbetrieblichen<br />

Transaktionsmuster, insbesondere der informellen und über Jahrzehnte hinweg<br />

sich eingeschliffenen Routinen, da die Einführung normierter Lösungen ansonsten<br />

nicht denkbar ist.

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