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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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Kapitel IX: Europäischer Vergleich 419<br />

Preise? Prinzipiell ist ein solcher Einfluss nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich.<br />

Eine empirische Grundlage <strong>für</strong> präzise Aussagen über den Einfluss der strengen deutschen<br />

oder der milderen niederländischen Regulierungsmaßnahmen im handwerklichen<br />

Bereich auf die Leistungspreise des Handwerks gibt es, so die aus Forschersicht enttäuschende,<br />

aber eindeutige Antwort, derzeit nicht. Die in der einschlägigen Literatur hierzu<br />

zu findenden Ausführungen basieren fast ausschließlich auf theoretischen Überlegungen,<br />

sie formulieren also – in vielen Fällen sehr einleuchtende – Arbeitshypothesen,<br />

die der empirischen Überprüfung bedürfen.<br />

Die Problematik europäischer Handwerkspreisvergleiche soll im Folgenden anhand des<br />

Baugewerbes vertieft erörtert werden – eines unstrittig handwerklichen Wirtschaftsbereichs,<br />

der überdies relativ gut dokumentiert ist. Das Ifo-<strong>Institut</strong> hat in einer Studie <strong>für</strong><br />

das BMWi (Gluch u.a. 2001) die Baukosten im Bauhandwerk in einem internationalen<br />

Vergleich untersucht. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die von der OECD<br />

und Eurostat bereit gestellten Baupreisindices aufgrund von diversen Erhebungsmängeln<br />

letztlich keine brauchbare Grundlage <strong>für</strong> internationale Baupreisvergleiche darstellen.<br />

Sie verzichten daher auf eine vergleichende Quantifizierung der Baupreise und<br />

Baukosten und beschränken sich darauf, Experteneinschätzungen zum relativen Baupreisniveau,<br />

insbesondere <strong>für</strong> den Wohnungsbau, anzuführen.<br />

Die OECD orientiert sich bei ihren im Rahmen des „Purchasing Power Parity Program“<br />

durchgeführten Preiserhebungen an sog. „Standardbauten“, welche hinsichtlich von<br />

Größe, Gestalt, Bauweise und innerer Ausstattung typische landesübliche Bauten widerspiegeln<br />

sollten. Die zur Erstellung dieser Bauten notwendigen Einzelpositionen werden<br />

in einem detaillierten – aber Raum <strong>für</strong> Landesspezifika bei der Bauausführung belassenden<br />

– Schema aufgelistet und die da<strong>für</strong> marktüblichen Preise anhand eines Interviewerleitfadens<br />

ermittelt (OECD 2002a: 23). Ergebnisse des <strong>für</strong> 1999 angestellten Preisvergleichs<br />

sind <strong>für</strong> die Länder der Eurozone im Schaubild IX-5 dargestellt.<br />

Der Preisvergleich bezieht sich auf das Baugewerbe insgesamt, schließt also den Wohnungsbau,<br />

den sonstigen Hochbau und den Tiefbau ein. Die deutschen Baupreise lagen<br />

nach der zitierten OECD-Erhebung 1999 um 10 % über dem gewogenen Durchschnitt<br />

der Eurozone. Deutschland nahm indessen unter den Ländern der Eurozone bei den<br />

Baupreisen nicht den Spitzenplatz ein, sondern die gemessenen Baupreise lagen in<br />

Frankreich um 17 %, in den Niederlanden um 10 % und in Luxemburg um 7 % über<br />

denen der deutschen. Die niedrigsten Baupreise wiesen Portugal und Griechenland auf.<br />

Hier lagen die Preise gerade einmal bei 52 bzw. 63 % der deutschen Baupreise.<br />

Das Ergebnis überrascht, gelten doch gerade die Niederlande in Fachkreisen als Hort<br />

preiswerten Bauens. Hier stellt sich die Frage, ob die von der OCED angewandte Erhebungsmethode<br />

die realen Preisverhältnisse korrekt wiedergibt oder – umgekehrt – ob in<br />

einschlägigen Veröffentlichungen über den Preisvorteil niederländischen Bauens nicht<br />

vor allem exemplarische Modelle preisgünstigen Bauens abgehandelt werden und weniger<br />

die preisliche Realität des Baugeschehens. In dieses Bild würde die gerade von der

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