RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

Kapitel V: Strukturwandel im Handwerk I: Branchenübergreifende Aspekte 155
2.4. Handwerkliches Gründungsgeschehen im Vergleich zu
nichthandwerklichen Wirtschaftsbereichen
Beim Vergleich des Gründungsgeschehens im Handwerk zur Gesamtwirtschaft sind die
eingangs erwähnten kritischen Messprobleme zu beachten. In Tabelle V-3 werden
handwerkliche Gründungen mit den „Neuerrichtungen“ der Statistik der Gewerbemeldungen
verglichen. Bei der ausgewiesenen gesamtwirtschaftlichen Gründungsquote
handelt es sich um den Quotienten aus Neuerrichtungen 71 und der Anzahl der Selbständigen
gemäß Mikrozensus. Da die Angaben sich auf Deutschland beziehen und der aus
einer einmaligen Konstellation erwachsende Gründungsboom der frühen neunziger Jahren
in den neuen Bundesländern das Gesamtbild verfälscht, sind vor allem die Jahre am
„aktuellen Rand“ von Interesse.
Tabelle V-3
Unternehmensgründungen im deutschen Handwerk und in der Gesamtwirtschaft
Jahr
Unternehmensbestand
Deutschland, Neugründungen, ohne Betriebsübernahmen 1991-2002
Veränderung
des
Bestands
gegenüber
dem
Vorjahr
Markteintritte 1
(=Neugründungen)
Marktaustritte
1
(=Schließun
gen)
Gründungsquote
Liquidationsquote
Fluktuation
Gründung-
squote 2
Gesamtwirtschaft
Liquidationsquote
2
Fluktuationsquote
Anzahl in %
1991 536.042 3.403 41.277 37.874 7,7 7,0 14,7 20,3 11,7 32,0
1992 543.884 7.842 36.680 28.838 6,7 5,3 12,0 18,3 11,6 29,9
1993 550.539 6.655 36.328 29.673 6,6 5,4 13,0 17,5 12,2 29,7
1994 563.204 12.665 32.261 19.597 5,7 3,5 9,2 16,9 12,8 29,7
1995 572.313 9.109 32.894 23.785 5,7 4,2 9,9 17,8 13,7 31,5
1996 575.166 2.852 31.346 28.493 5,4 4,9 10,3 16,5 13,6 30,0
1997 579.351 4.185 29.100 24.915 5,0 4,3 9,3 15,8 12,6 28,5
1998 581.518 2.167 38.281 36.114 6,6 6,2 12,8 15,7 12,6 28,3
1999 582.305 788 32.194 31.406 5,5 5,4 10,9 15,1 12,9 28,0
2000 580.039 -2.267 30.600 32.867 5,3 5,7 11,0 14,2 11,9 26,1
2001 573.299 -5.086 27.409 32.495 4,8 5,7 10,5 13,7 11,6 25,3
2002 561.929 -11.371 26.400 37.771 4,7 6,7 11,7 13,1 11,2 24,3
Eigene Berechnungen und Schätzungen nach Angaben des Statistischen Bundesamts und der Rollenstatistik des ZDH/DHK. –
1 Ohne Neugründungen (Schließungen), die innerhalb der ersten 12 Monate nach der Rolleneintrag scheitern (erfolgen).
2 Betriebsgründungen plus Gründungen eines Kleingewerbes oder Nebenbetriebs / Selbständige in der gewerblichen Wirtschaft nach
Angaben des Mikrozensus, analoger Ansatz für die Liquidationsquoten.
Deutlich wird, dass die Gründungsquoten des Handwerks weit hinter denen so errechneten
Quoten für die Gesamtwirtschaft zurückbleiben. Die Kehrseite der Medaille besteht
darin, dass – fast spiegelbildlich hierzu – auch die Liquidationsquoten im Handwerk
bedeutend niedriger sind als in der Gesamtwirtschaft. Während die Gründungsquote
im Handwerk im Jahre 2002 4,7 % betrug lag sie in der Gesamtwirtschaft. bei
13,7 %, die Liquidationsquoten hingegen bei 5,7 % und 11,6 %.
Nun könnte man gegen diesen Vergleich einwenden, es würde Unvergleichbares verglichen.
Schließlich handele es sich bei der Mehrheit dieser gesamtwirtschaftlichen
71 Summe der Betriebsgründungen (nur Hauptniederlassungen) und der sonstigen Neuerrichtungen
(klein - und nebengewerbliche Gründungen, bei denen eine geringere wirtschaftliche Bedeutung vermutet
wird).