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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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20 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

In Tabelle II-6 werden die häufig anzutreffenden idealtypischen Vorstellungen vom<br />

„authentischen Handwerksbetrieb“ mit empirischen Befunden zu strukturellen Merkmalen<br />

der Handwerksunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes verglichen.<br />

Merkmale<br />

Gesetzliche<br />

Grundlagen<br />

Tabelle II-6<br />

Abgrenzung von Handwerk und Industrie in idealtypischer und<br />

empirischer Betrachtung<br />

Idealtypische Betrachtung<br />

Handwerk Industrie<br />

Positivliste zur Handwerksordnung<br />

(Anlage A HwO)<br />

Fertigung Einzelfertigung,<br />

Kleinserien<br />

Neuere empirische Befunde zur<br />

Abgrenzung<br />

Keine Grenzen zwischen „Handwerk“ und<br />

„Nichthandwerk“ verschwimmen faktisch<br />

im Strukturwandel<br />

Massenfertigung,<br />

Großserien<br />

Kundenindividuelle Massenproduktion<br />

relativiert Unterscheidung Einzelfertigung<br />

– Massenproduktion<br />

Auftrag Individuell Vorrat Keineswegs alle Handwerksbetriebe sind<br />

auf die Erfüllung individueller Kundenaufträge<br />

spezialisiert; zum Teil erstellt auch<br />

die Industrie „maßgeschneiderte“ Auftragsprodukte<br />

im individuellen Kundenauftrag<br />

Betriebsgröße Kleinere, mittlere Unternehmen <br />

Maschineneinsatz<br />

Persönlicher<br />

Einsatz des<br />

Unternehmers<br />

in der Produktion<br />

Einsatz von<br />

Fachkräften<br />

Individuell zur Zeit- und<br />

Kraftersparnis<br />

Unerlässlich, er verfügt<br />

in der Regel über eine<br />

im Handwerk erworbene<br />

berufliche Qualifikation<br />

(Meistertitel)<br />

Gesellenprüfung in der<br />

Regel erforderlich<br />

Arbeitsteilung Einsatz von Fachkräften<br />

im gesamten Unternehmensbereich<br />

möglich<br />

Großunternehmen KMU dominieren zwar im Handwerk, ein<br />

ansehnlicher Teil der Beschäftigten entfällt<br />

indessen auf Großunternehmen; ein bedeutender<br />

Teil der „handwerklich“ wirtschaftenden<br />

kleinen Unternehmen gehört nicht<br />

zum Handwerk<br />

Selbsttätige Maschinen<br />

(Voll-/ Halbautomaten)<br />

Entbehrlich; in der Regel<br />

sind angestellte<br />

Fachleute tätig<br />

Facharbeiter <strong>für</strong> qualifizierte<br />

Tätätigkeiten;<br />

ansonsten genügt „learning<br />

by doing“<br />

Starke Segmentierung<br />

der Aufgabenbereich,<br />

auch Facharbeiter<br />

verbleiben in einem<br />

engen Tätigkeitsfeld<br />

Kein substanzieller Unterschied zwischen<br />

Handwerk und Industrie hinsichtlich des<br />

Maschineneinsatzes im Verarbeitenden<br />

Gewerbe und Baugewerbe erkennbar - z.B.<br />

in den Investitionsgüterhandwerken<br />

Personalität des Wirtschaftens ist ein Sp ezifikum<br />

von KMU, nicht des Handwerks;<br />

große Affinität von Kleinindustrie und<br />

nichthandwerklichem Kleingewerbe zum<br />

Handwerk.<br />

Angleichungstendenz der Qualifikationsstrukturen<br />

von Handwerk und Industrie<br />

Neue Muster der Arbeitsteilung in der<br />

Industrie (z.B. Teamproduktion) überwinden<br />

tayloristische Formen der Arbeitsteilung<br />

Ursprünglich entlehnt aus Franke 1995: 52; substanziell modifiziert durch Einfügen der vierten Spalte.<br />

Die vermeintlich selbstverständlichen Unterschiede zwischen Handwerk und Industrie<br />

verflüchtigen sich beim genaueren Hinsehen. Das Betriebsgrößenkriterium z.B. ist irrelevant,<br />

da es auch kleine Industriebetriebe gibt. Eine starke Personalisierung der Arbeitsbeziehungen<br />

ist <strong>für</strong> Unternehmen des Kleingewerbes schlechthin typisch, also auch<br />

<strong>für</strong> kleinere Industrieunternehmen. Ein erheblicher Teil der Unternehmen der Technischen<br />

Investitionsgüterhandwerke betreibt Serien- und Massenproduktion (z.B. die in<br />

die Handwerksrolle eingetragenen Automobilzulieferer), auch größere Industrieunter-

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