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RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

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468 Determinanten des Strukturwandels im deutschen Handwerk – Studie des <strong>RWI</strong><br />

ben, das Handwerk somit aber auch auf Märkte verwiesen geblieben, die eher eine unterdurchschnittliche<br />

Dynamik aufweisen. Das Konzept des „atmenden Handwerks“ läuft<br />

darauf hinaus, in Abhängigkeit von den Entwicklungen der Märkte bestimmte Gewerke<br />

in die Anlage B zu verlagern, aber auch bei Bedarf neue Gewerbe in die Anlage A aufzunehmen<br />

und auf diesem Wege die sektoralen Grenzen der Handwerkswirtschaft zu<br />

flexibilisieren. Am (obligatorischen) großen Befähigungsnachweis wird in der Sache<br />

weitgehend festgehalten. Einzelne der Reformvorschläge – wie Aufgabe des Inhaberprinzips<br />

– finden sich auch im Gesetzentwurf der Bundesregierung.<br />

3.2. Wahrscheinliche Effekte der geplanten Liberalisierung des Handwerksrechts<br />

3.2.1. Möglichkeiten und Grenzen der Prognose von Liberalisierungseffekten<br />

Die meisten Betrachtungen der mutmaßlichen Wirkungen sowohl des großen Befähigungsnachweises<br />

in seiner bisherigen Form als auch einer Liberalisierung des deutschen<br />

Handwerksrechts basieren auf theoretischen Überlegungen. Mit der Empirie der wissenschaftlichen<br />

Auseinandersetzung um die Wirkungen des Meisterzwangs dagegen war<br />

es, wie oben festgestellt, nicht zum Besten bestellt. Nun kann die moderne Ökonomik<br />

zweifellos eine Fülle von gehaltvollen Einsichten zu den Auswirkungen von Regulierungen<br />

beisteuern. Nicht zuletzt liefert sie ein geeignetes Raster zur Untersuchung von<br />

Kosten und Nutzen von Regulierungen, das empirischen Arbeiten zugrunde gelegt werden<br />

kann. Am Ende einer rein theoretisch inspirierten Reflektion über Regulierungseffekte,<br />

so elegant diese auch ausgeführt sein mag, stehen indessen immer Hypothesen<br />

und niemals „Tatsachen“ im Sinne einer empirisch verifizierten – bzw. nicht falsifizierten<br />

– hypothetischen Annahme.<br />

Noch weitaus schwieriger stellt sich die Prognose der Liberalisierungseffekte dar. Beherrschten<br />

schon bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Effekte des großen Befähigungsnachweises<br />

in hohem Maße theorieinspirierte Mutmaßungen das Feld, so ist die<br />

künftige Entwicklung aus prinzipiellen Gründen nicht exakt vorhersagbar. Die beabsichtigte<br />

(partielle) Deregulierung soll ja gerade den Kräften des Wettbewerbs zur besseren<br />

Entfaltung verhelfen. Der Versuch, exakt vorauszusagen, worin der „Mehrwert“<br />

der Liberalisierungsmaßnahmen bestehen wird, liefe darauf hinaus, genau das planen zu<br />

wollen, was sich erst im wettbewerblichen Suchprozess herausstellen kann (Deregulierungskommission<br />

1991: 11-12; Donges 2001: 84). Möglich ist allenfalls eine erfahrens-<br />

und theoriegestütze Antizipation wahrscheinlicher Entwicklungen. Natürlich können<br />

auch die Verfasser der vorliegenden Studie jeweils nur Hypothesen hinsichtlich vermuteter<br />

Effekte einer Liberalisierung aufstellen, die nach Möglichkeit unter Hinweis auf<br />

analoge Fälle – z.B. Ausbildungsverhalten der Schweizer Handwerksbetriebe – oder<br />

empirische Befunde zur Ausgangssituation zu unterbauen sind. Sichere Aussagen sind<br />

überhaupt nicht möglich, scheinpräzise Aussagen wie etwa: „Bei Abschaffung des<br />

Handwerks X entstehen im Zeitraum von zwei Jahren (netto) 10.000 zusätzliche, durch<br />

die Liberalisierung geschaffene Arbeitsplätze.“ – sind wissenschaftlich unseriös.

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